Den Mythos von der Einmaligkeit ad absurdum geführt: Eine aufgehübschte mathematische Formel als gerendertes Bildchen. Copyright: Daniel White 2009.Eigentlich wollte ich heute in einem Mandelboot fahren aber es soll jetzt mal eben um etwas Anderes gehen, was mich sehr begeistert hat: Um belegte Mandelbrote bzw. Mandelbrotmengen. „Das ist Mathematik”, denken jetzt viele. Stimmt auch.

In der mathematischen Chaostheorie geht es auch darum, dass das, was glatt und elegant erscheint auf der Welt in Wirklichkeit unendlich weit verzweigt ist, und je tiefer man eintaucht in die Welt des immer kleiner Werdenden, erwartet einen eine raue, ungewohnte Welt, die nie endet. Man kann es nur nicht sehen, weil die Sichtbarmachung dieser Sachverhalte nur über mathematische Formeln und ihre grafische Darstellung erfolgen kann.

Die Ordnung im Chaos

Diese chaotischen Strukturen, die ein Mathematiker sichtbar gemacht hatte, nennen sich „Mandelbrotmengen” oder „Mandelbrotfraktale”. „Fraktale” sind einfach gesagt unendlich verzweigte, auf dem Prinzip der Selbstähnlichlichkeit basierende mathematischen Funktionen. Was heißt das? Das heißt, dass sich die Strukturen je kleiner sie werden unendlich weit verzweigen und zwar in immer gleichen Formen. Da diese Formen und ihr Aufbau im Prinzip immer gleich sind, sich aber verkleinern, nennt man das Verhältnis dieser Formen zueinander „Selbstähnlichkeit”. Das ganze Thema hat im Grunde etwas mit Unendlichkeit zu tun. Da sich der menschliche Geist die aber nicht vorstellen kann, herrscht beim mathematischen Laien Unverständnis.

Gott ist da, oder er ist tot

Zweierlei könnte man davon ableiten: Erstens hält die Menschheit damit endlich den Beweis des göttlichen Bauplans für die Materie in Händen und zweitens den Beweis dafür, dass es keinen Gott gibt, weil das Konstruktionsprinzip höllisch komplexer Strukturen, die Lebendigkeit bedingen, gemäß einfacher Selbstähnlichkeit und Verzweigungen erzeugender Zahlen aufgebaut ist.

Lebens-Geheimnisse

Nun haben schlaue Mathematiker von der platten zweidimensionalen Darstellung dieser Grafiken in dreidimensionale umgeschaltet. Ein Lob auf das Computerzeitalter, das eines Tages zwar die gesamte Menschheit in den Abgrund stoßen wird, aber zwischendurch noch ein paar wissenschaftliche Urlaubsbilder abliefert. Das, was man geahnt hat, sieht man auf diesen Grafiken nun ganz deutlich: Organische, lebendige oder aber tote mineralische, steinerne Strukturen basieren in ihrem strukturellen Aufbau auf Mathematik.

Im Land der Fleisch-Computer

Ich gehe zurück in mein kleines Zimmer. Ich krümme mich meinen rechten Unterarm entgegen, sehe seine Poren, und in den Poren geht es unendlich weiter, es sind gigantische dunkle Schluchten, deren Anblick mich schluchzen läßt. Ich bin verdammt nochmal ein abgefuckter Bauplan nach einer mathematischen Blaupause. Was ich denke, entspringt einem Fleischcomputer. Ich weine. Aber keine Chance: Die Tränenflüssigkeit ist durchsetzt mit kristalinen Salzen, bald kann ich die Struktur des Salzes googlen. Aua.