Mensch, Mensch, Mensch. Die Nachrichtenlage im Moment ist etwas zuviel für mich. CDU-Mann Christian von Boetticher, vor ein paar Tagen noch viel umjubelter Hoffnungsträger der schleswig-hollsteinischen CDU, musste zurücktreten, weil… tja, weil er ein Mädchen geliebt hat. Ah so. Äh, warum noch mal? Weil er ein Mädchen geliebt hat! Achso.
Es ging nicht etwa darum, dass er seine Frau hintergangen hätte. Zum Zeitpunkt der Liaison war er offenbar ledig. Er musste gehen, weil diese Art der Liebe – er fast Vierzig, sie gerade mal 16 – nicht in das Weltbild der CDU und mutmaßlich auch vieler ihrer Wähler passt.
Vorbild Bill Clinton und Monica Lewinsky?
Ist er deshalb zu verurteilen, per Mediengericht? Ich weiß es nicht, ich möchte jedenfalls nicht (fern-)urteilen. Was sagte noch Weiberheld Jack Nicholson, angesprochen auf die Affäre seines damaligen Präsidenten Bill Clinton mit der Praktikantin Monica Lewinsky? Dem Sinn nach, ihm wäre eher ein Präsident, der keinen Sex hat, suspekt.
Das Liebes-Hütchenspiel: Karriere gegen Verrat
Aber auch diejenigen, denen Boetticher nicht deshalb suspekt ist, weil er Sex mit einer 16jährigen hatte, finden Gründe: Dass er mit ihr Schluß gemacht habe, weil er Landesvorsitzender habe werden wollen, sei opportunistisch. Sagt wer? Soll ich davon ausgehen, dass diejenigen, die das sagen, nicht opportunistisch sind? Und noch nie waren? Noch nie in ihrem ganzen Leben? Auch nicht, wenn es um etwas ging, um richtig viel, einen Karrieresprung zum Beispiel?
Das Wort zum Sonntag: War Petrus ein Opportunist?
Ha-ha-ha. Leute, lest doch mal in der Bibel nach. Nicht Judas war die eigentliche Überraschung, sondern Chefjünger Petrus. Der nämlich hat – von den Schergen des Königs angesprochen, ob er Jesus kenne – diesen drei Mal hintereinander verleugnet. Bevor der Hahn dreimal gekräht hat, wie es so ausdrucksstark heißt. Wer ist der schlimmere Verräter? Ich könnte jetzt sagen, dass die Doppelzüngigkeit der schleswig-hollsteinischen CDU, die ja das Christlich-Kultivierte verkörpern will, gegenüber den animalischen Trieben ihres Ex-Kandidaten mit der von Petrus vergleichbar wäre. Aber, geschenkt! Dass Petrus als Verkörperer herer Werte plötzlich in einem Moment der Angst zum Opportunisten wird, das müsste das zentrale Nachdenkerl für eine Partei mit „C“ im Namen sein. So gesehen, müsste sie eigentlich Verständnis für ihn aufbringen. Dass sie es nicht tut, das ist das eigentlich Opportunistische von ihr.
Free Nelson von Boetticher
Von Boetticher wird also verdammt: Entweder ist er ein Teenie-Schänder oder ein Opportunist. Aber keiner, der nicht schon mal geliebt hat, kann von sich behaupten, er hätte im Zeichen der Liebe nicht auch schon einen besonders krassen Verrat begangen. Keiner. Den Vorwurf des Opportunismus in Liebesdingen kann nur jemand machen, der noch nicht geliebt hat. Was wir von so jemandem zu halten haben: Siehe oben, bei Jack Nicholson.
2 Responses to “Deutschland pogt das Lolita-Lollipop-Affären-Hupferl: Christian von Boetticher brutztelt in der Medien-Hölle”
Huh, ein Bibelzitierer.
Ginge es irgendjemandem um christliche Werte, müsste man doch zuerst an das kleine 16 jährige Mädchen denken, das auf seinem rosa Bettchen liegt und in seinen Teddybär hineinweint, weil seine große Liebe es aus Karrieregründen verlassen hat. Wie gemein. Wie demütigend. Mitgefühl wäre angesagt.
Eine 16-jährige, mit Arsch und Titten einer Mitte 20-jährigen, wenn ich Christian von Boetticher recht verstanden habe, quält sich durch die Pubertät. Ein erfolgreicher, berühmter Prinz, äh, Politiker kommt vorbei und gibt ihr Sicherheit und Selbstvertrauen in dieser verunsichernden Lebensphase. Und, das auch, macht ihr den geilen Papa.
Und niemand regt sich auf, dass Christian von Boetticher sie einfach mir nichts dir nichts nach dieser schönen Zeit wegwirft? Für einen Job, für den er a) zu weich und b) zu kinderlieb ist? Hinter erfolgreichen Männern stehen starke Frauen, das weiß man. Hinter Christian von Boetticher hätte ein Girlie Kaugummi gekaut. Das wäre doch eh nichts geworden.
Und dann das Spießrutenlaufen zur Freunde aller Heuchler. Christian von Boetticher muss in die Kameras heulen, eine Träne für jedes deutsche Wohnzimmer.
Musste das je ein kinderfickender Priester? Ist Christian von Boetticher so viel schlechter als ein kinderfickender Priester, das man ihn dazu zwingt?
Mitgefühl und Vergebung. Nicht CDU-like, wie man immer wieder aufs neue lernen kann.
Und die Presse? Recht CDU-like.
Wie wenig doch euch Bibelzitierern an dem Buch der Bücher gelegen ist.
Niemand regt sich auf? Ich habe doch geschrieben, dass sich Leute darüber aufgeregt haben. Indirekt wohl auch darüber, dass das Mädchen im Verhältnis zu von Boetticher so jung war.
Wir modernen Bibelzitierer legen die Bibel nicht mehr ganz so 1:1 aus. Bei manchem heutzutage geht das soweit, dass er, wenn er das Buch der Bücher aufgeklappt hat, eine rosafarbene Bettdecke sieht ;-)