Als Kind bin ich in den Stall gegangen.
Unter den Querstreben, die im Dunkeln lagen
und den Verschlag der Hühner abstützten,
waren Schatten und Schatten über Schatten.
In einem der Schatten
bewegte sich etwas. Da war etwas zu sehen.
Vielleicht die Spitze eines Spinnenbeines,
das hinter einer Querstrebe zu sehen war.
Wenn es wirklich das Ende eines Spinnenbeins war,
dann mußte die Spinne sehr groß sein,
furchteinflössend groß.
Ich war klein, und ich hatte Angst.
Alle Angst, die ich jemals im Leben gehabt hatte,
bündelte sich in diesem einen Erlebnis.
Sofern es die Spinne nicht gegeben hätte,
hätte ich sie, um meiner Angst eine Form zu geben, erfinden müssen.
So war ich überzeugt davon, dass dort im Dunkeln,
in dem ich kaum etwas sehen konnte,
eine große Spinne saß,
auf mich lauerte.
Jeden Augenblick konnte sie hervorschnellen,
um was zu tun?
Die Antwort darauf lieferten mir zahlreiche Träume,
die mich in der Folgezeit heimsuchten.
Einmal trat ich als Schüler aus der Haustür
und Spinnen hatten die ganze Luft zugewebt.
Ich konnte nicht atmen, nirgendwo mehr hingehen,
auch zurück zum Haus konnte ich nicht mehr.
Ein anderes Mal war ich krank und gelähmt ans Bett gefesselt.
Die Spinnen kamen auf mich zu, ich war allein, ich konnte nicht weg.
In einem anderen Traum lauerten einige Spinnen im Schlafraum.
Ich flehte meine Eltern an,
dieses eine Mal nicht dort schlafen zu müssen.
Sie wurden ärgerlich und sperrten mich ein.
Dann kamen die Spinnen unter dem Schrank hervor.
Erst sah ich die Spitzen ihrer Beine,
stundenlang lag ich im Bett, konnte nicht einschlafen,
mußte zum Schrank starren
und wartete darauf, wann sie kommen würden.
Heute bin ich erwachsen.
Ich habe meine Alpträume überlebt.
Im Arbeitszimmer steht ein großes Terrarium.
Meine Frau wollte das nicht,
weil darin eine große, alte Vogelspinne lebt.
Meine Frau fürchtet sich vor ihr, es ist aber ok,
solange ich sie drinlasse.
Und ich, ich sage ihr: Keine Angst, das sind nur Spinnen.
Ich habe meine Angst überwunden:
In den Momenten, in denen ich die Angst anderer Menschen spüre.
(Dave)
One Response to “Weihnachts-Gedicht: Der Spinnenmann”
An die Langeweile wurde ich mich nie gewohnen jeder Tag erschien mir noch eintoniger als der vorherige.Vermutlich war das meine Form des Schlafs wenn man Schlaf als einen Zustand der Untatigkeit zwischen aktiven Phasen definierte.Ich starrte auf die Risse im Putz an der gegenuberliegenden Wand der Cafeteria und stellte mir Muster vor die gar nicht da waren. Was menschliche Gedanken betraf hatte ich alles schon gehort und das nicht nur einmal.