Tabu-Bruch. Wer denkt, es gibt heutzutage keine Tabus mehr, irrt. Richtig ernst wird es auf der politischen Bühne. Dort ist streng vorgegeben, was ein bundesdeutscher Politiker und Akteur des „offiziellen Deutschland“ von sich geben darf und was nicht.
Thilo Sarrazin – seit letztem Jahr Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbank und vorher Finanzsenator in Berlin, ein wichtiger Mann also – hat ein Buch geschrieben. Es heißt „Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“. Es ist ein Sachbuch über den demografischen Wandel und wie der sich perpektivisch wirtschaftlich auswirken könnte.
Darin geht es an einigen Stellen um Muslime und ihren laut Sarrazin mangelnden Willen, sich in Deutschland zu integrieren. Das Buch wirft der deutschen Politik vor, dies durch Untätigkeit und Fehlentscheidungen mit zu verursachen. Die Veröffentlichung dieses Buches hat hohe Wellen geschlagen, auch befeuert von Interviews, die Sarrazin dazu gegeben hat.
Selten waren sich Politiker aller Coleur einiger, als beim Verriss dieses Buches, das die meisten gar nicht gelesen haben, das vermutlich auch eher provokant ist als tief schürfend. Es wurde viel geschimpft und Sarrazin persönlich angegriffen – sachlich auseinandergesetzt haben sich die wenigsten mit dem Buch.
Norbert Bolz, ein Kommunikationswissenschaftler, der zu jedem aktuell wichtigen Thema seinen Senf dazugibt, weiß in diesem Gespräch etwas zum Umgang mit dem Buch und dem Autor des Buches zu sagen.