Stell dir vor, unser Universum ist in Wirklichkeit ein Atom. Es kommt uns riesengroß vor, dabei ist es winzig klein. Und stell dir vor, du könntest dennoch mit einem Raumschiff ins Winzigkleine und immer weiter Kleinere reisen. Die Reise würde nie aufhören, du selbst würdest auf der Reise ins Reich der subatomaren Größen immer kleiner werden.
Je kleiner du wärst, desto größer würde dir alles Übergeordnete erscheinen: deine Welt, die Milchstraße, das Weltall und alles Weitere im Universum. Wärst du so winzigklein, dass dich niemand mehr sehen, messen und wahrnehmen könnte, wäre alles andere so irrwitzig groß, dass du die Welt nur unterteilen würdest in zwei Zustände: groß und klein. Egal wie groß oder wie klein. Du wüsstest, du bist winzigklein, so klein nämlich, dass du dir selbst als Nichts erscheinen würdest, während alles andere groß wäre, im Verhältnis zu dir sogar irrwitzig groß, egal ob Milchstraße, Sonnensystem oder Universum.
Vom Kleinsten ins Größte
Wärst du im Gegenteil mit dem Raumschiff nichts ins Reich des Allerkleinsten unterwegs und würdest nicht schrumpfen, sondern du wärst ins Reich des Riesengroßen unterwegs und würdest wachsen, würde dir alles Kleine, das Allerkleinste, das Mittelkleine und Kleine viel kleiner als sonst erscheinen. Im Verhältnis zu deiner Grüße, wäre nichts davon, ob Molekül, Atom oder Quark von dir über die Sinne wahrnehmbar oder messbar, es wäre jenseits deines Erfahrungshorizontes.
Größen-Relativität
Mal könntest du also das Große, mal das Keine nicht wahrnehmen. Wahrnehmbar sind nur jene Größen, die gemessen an deiner Größe als Bezugsgröße relativ gleich sind und von dir zu nutzen und zu sehen sind. Daraus folgt, dass ganz viel Verkleinerung alles andere riesengroß erscheinen und ganz viel Vergrößerung alles andere winzigklein erscheinen lässt. Ganz viel Klein ergibt deshalb viel Größeres und ganz viel Groß ergibt mehr Kleines. Denn erdrückend viel von dem, was existiert und über das man nachdenken kann, ohne es direkt erfahren und erleben zu können, ist gemessen an der Bezugsgröße „Mensch“ mal unendlich klein und mal unendlich groß.
Hell- und Dunkel-Egalität
Ein Mensch, der in der Dunkelheit leben würde, für den wäre die Schwärze dieser Dunkelheit die Normalität seiner Wahrnehmung und damit das, was uns im Alltag hell und Weiß erscheint. Ein Mensch, der in absoluter Helligkeit/Weiße leben würde, würde so sehr geblendet sein, dass jegliche Helligkeit ihn zum Nichtsehen, zur Schwärze führen würde. Ganz viel Weiß ergäbe so Schwarz. Ganz viel Schwarz ergäbe Normalitäts-Weiß. Groß und klein sind relativ, weil alles, was sich des eigenen Bezugsrahmens entzieht, gleich schlecht wahrnehmbar ist. So egalisieren sich „sehr groß“ und „sehr klein“ wie sich auch „Schwarz“ und „Weiß“ angleichen. Alles ist schwarz, alles ist weiß, alles ist groß, alles ist klein. Es kommt nur auf den Bezugspunkt der Betrachtung an.
Schwarz-/Weiß-Denken
Schwarz ist Dunkelheit, Schwarz steht aber auch im Kontrast zu Weiß und hat in der Kultur als Druckfarbe von Schrift eine besondere Bedeutung. Lesbarkeit entsteht durch den hohen Kontrast zwischen Hell und Dunkel. Was aber, wenn dieser Kontrast verschwindet und Schwarz flächendeckend zum Standard wird? Dann ist Schwarz als Leinwand des Lebens und der Wahrnehmung das neue Weiß.