Der Ruhm Michael Jacksons und sein sagenhafter musikalischer Erfolg stehen auf mehreren Füßen. Einen wesentlichen Anteil daran hatte Jacksons Strategie, aufwändige Musikvideos zu drehen, die keine Musikvideos im herkömmlichen Sinne mehr waren, sondern kleine Musikfilme mit Spielfilm-Intro und manchmal sogar bekannten Schauspielern.
So eigenständig wie seine Musik war, so außergewöhnlich waren seine Videos, die oft aufwendig wie kleine Spielfilme waren. Jackson war dabei auf mehreren Ebenen tätig, um sich als Marke zu etablieren.
- Musiker: Zunächst war er Vollblutmusiker mit stilbildendem Gesang, zudem konnte er Musik schreiben und komponieren. Jackson war detailverliebt bis zum geht-nicht-mehr, hat um jede Note eines jeden Songs gekämpft und Scharen von Musikern antreten lassen, um bei seinen Songs mitzuwirken und das Beste herauszuholen.
- Tänzer: Ebenso wie als Sänger arbeitete Jackson an einer eigenen choreografierten Körpersprache für das Tanzen. Jackson etablierte eine ganz eigene Art an Gruppentanz und ebenso schuf er mit seinen eigenen Bewegungen und seinem „Moonwalk“ eine tänzerische Alleinstellung als Entertainer.
- Schauspieler: Der Erfolg Michael Jacksons basiert auf der Synthese von Bild und Ton. Er war darum bemüht, mit viel Aufwand seinen Liedern mit Musikvideos eine visuelle Gestalt zu geben, die verfing und all das zeigte, was er konnte: singen, tanzen, begeistern. Für seine Videos holte er sich Schauspielstars, Starregisseure und innovative Effektleute.
- Fabelwesen: Storytelling braucht Anlässe und immer neues inhaltliches Futter. Jacksons Lebensstil produzierte über lange Zeit Geschichten sowie phantastische Annahmen und Mutmaßungen. Von seiner sagenhaften Ranch „Neverland“ mit eigenem Tierpark, über seine Transformation vom Schwarzen zum Weißheutigen bis hin zum Schlaf im Sauerstoffzelt gab es immer wieder neue öffentlichwirksame Geschichten rund um Michael Jackson.
Megaseller „Thriller“
„Thriller“ ist vermutlich das meistverkaufte Album aller Zeiten mit gesichert 66 Millionen verkauften Einheiten. Schätzungen liegen fast doppelt so hoch bei etwa 120 Millionen verkauften Exemplaren. 1982 erschien das Album, und das dazugehörige Video wurde zum Tagesgespräch, weil es einen Aufwand getrieben hatte, den man für Musikvideos bis dahin nicht gekannt hatte.
Dauerpromotion für das Album
Der Erfolg des Albums ist auch dem Umstand geschuldet, dass Jackson alles dafür tat, es permanent zu promoten. Kernstück der Strategie war das Video, das fast wie ein kleiner Kinofilm daherkam und pop-kulturgeschichtlich relevant wurde. Aus dem im November 1982 veröffentlichten Album mit seinen neun Titeln wurden über drei Jahre hinweg von 1982-1984 sage und schreibe sieben erfolgreiche Singles ausgekoppelt und versetzten flankiert von Werbekampagnen und Presseberichten mit Michael Jackson als dem Alltag entrücktes Fabelwesen den Planeten in ein nie gesehenes Michael-Jackson-Fieber. Die Singles waren:
- „The Girl Is Mine“, 1982
- „Billie Jean“, 1983
- „Beat It“, 1983
- „Wanna Be Startin‘ Somethin’“, 1983
- „Human Nature“, 1983
- „P.Y.T. (Pretty Young Thing)“, 1983
- „Thriller“, 1984
Durch diese Dauerpräsenz des Albums über die Veröffentlichung und Promotion der Singles und den dazugehörigen Videos war „Triller“ über lange Zeit hinweg ein Top-Gesprächsthema unter Jugendlichen, in den Medien und sogar in der Politik, weil etwa das Thrillervideo wegen seiner vorgeblich verstörenden Darstellungen in der Kritik stand.
John Landis als Regisseur
Das „Thriller“-Video als Mischung aus Werwolf- und Zombie-Film hat der in den 1980er-Jahren erfolgreiche und angesagte Regisseur John Landis gedreht. Landis hatte 1980 beim Kultfilm „Blues Brothers“ Regie geführt und ein Jahr später bei „American Werewolf“, einem Horrorfilm, der auch technisch weit vorne war. Die darin enthaltene Metamorphose vom Menschen zum Wolf war tricktechnisch Highend, man hatte das zum damaligen Zeitpunkt so noch nicht gesehen. Eine dazu analoge paraphrasierte Verwandlungs-Szene findet sich auch in „Thriller“.
Zombies und Werwölfe
Zum „Thriller“-Video passte beides: Das Horrorgenre, in dem Landis Wegweisendes zustande gebracht hatte, und seine technische Kompetenz auf der Höhe der Zeit. Jacksom sollte später einige Videos drehen, in denen Spezialeffekte eine große Rolle spielten. Das „Thriller“-Musikvideo war nicht nur beeinflusst durch „American Werewolf“, sondern auch durch den Horrorfilm-Zombie-Klassiker „Die Nacht der lebenden Toten“, 1968 von George A. Romero gedreht. Übrigens spricht die Stimme des Erzählers im Video Horrorfilm-Legende Vincent Price. Michael Jackson wollte stets das Beste für seine Musik und seine Videos, nicht nur die besten Musiker auch die besten Regisseure. John Landis sollte übrigens 1991 noch einmal mit Michael Jackson zusammenarbeiten, nämlich beim Video „Black or White“, das ebenfalls ein Meilenstein der Videokunst in der Popkultur wurde.