Liest und hört man über die Entwicklung Künstlicher Intelligenz, kann einem etwas mulmig werden. Denn die Technik schreitet in Sieben-Meilen-Stiefeln voran. Sie hat Jahrzehnte gebraucht, um den Menschen beim Schachspielen und beim Go-Spielen zu besiegen, wie lange wird sie brauchen, um Berufsgruppen zu ersetzen?
Was Künstliche Intelligenz vermag oder in welcher Form sie auftreten wird, dafür gibt es ein paar Vorstellungen, die sich wiederholen:
- Zeitfaktor: Die Befürworter sagen, es würde noch lange dauern, bis sich die Künstliche Intelligenz (KI) soweit entwickelt hat, bis sie für den Menschen eine Konkurrenz darstellen würde.
- Menschlichkeit: Oft sieht man gerade in berichtenden Medien, dass die KI ein menschliches oder zumindest roboterhaftes Aussehen haben könnte. Eine Richtschnur hierfür ist auch inhaltlich die „Terminator“-Film-Serie.
- Berufeverschwinden: Die KI könnte Berufe wie Arzt oder Steuerberater entweder völlig umgestalten, etwa weil sie im ersten Fall ein besserer Diagnostiker wäre, oder Berufe sogar ganz ersetzen. Dazu gehören neben Steuerberatern auch Informatiker.
- Arbeitslosigkeit: Die große Angst ist, dass sie den Menschen Arbeitsplätze wegnimmt oder aber den Menschen zu einem Billiglohndienstleister degradiert, weil sie höherwertige Aufgaben selbst erledigen könnte.
Mensch contra Künstliche Intelligenz
All diese Vorstellungen sind in der Praxis denkbar. Im folgenden Video stellt der Schwede Nick Bostrom die Frage, was passieren würde, wenn Computer schlauer werden als der Mensch. (Deutsche Untertitel sind hier zuschaltbar.)
Neurowissenschaftler Sam Harris warnt
Er schildert darin sehr anschaulich, dass Computer den Menschen relativ schnell bezogen auf seine Denkleistung überholen werden. Nicht Thema seines Kurzvortrages ist allerdings, wie die Transformation vom menschlichen Denken zum artifiziellen Künstlichen Denken eigentlich vonstatten gehen wird und wo die Gefahren konkret in der Praxis liegen. Der amerikanische Philosoph und Neurowissenschaftler Sam Harris geht da anders vor. Er weist darauf hin, dass zum Beispiel Russland oder China nicht sehr erfreut sein könnten, wenn Facebook als erstes Unternehmen eine praktikable Künstliche Intelligenz entwickeln würde. Er spricht sogar von einem möglichen Krieg.
Googles Deep Mind und andere KIs
Man weiß, dass Alphabet, Googles Muttergesellschaft, und Google selbst an zwei konkurrierenden Künstlichen Intelligenzen forschen, ebenso Facebook, Microsoft, Amazon und Apple. Man weiß ebenso, dass China das mit Hochdruck ebenfalls tut. Auch für Russland und Europa wird das ein Thema sein.
Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit
Man kann nämlich davon ausgehen, dass die Künstlichen Intelligenzen der entscheidende Wettbewerbsfaktor für die Machtblöcke und Wirtschaftsnationen sein wird. Es geht um Geld, um sehr viel Geld, nämlich um ganze Staatsökonomien oder letztlich die Weltökonomie. Die Künstliche Intelligent wird Rationalisierungen und damit Entlassungen von Menschen in einem völlig neuen Umfang möglich machen. Schon ist die Rede davon, dass wir uns für die Zukunft auf neue Gesellschaftssysteme einstellen müssen, weil die Arbeit in jetziger Form mit dem Ziel der Vollbeschäftigung nicht mehr existieren wird, wenn die Künstlichen Intelligenzen ihre Arbeit aufgenommen haben.
Vernetzte Super-Intelligenz
Bis hier hin sprechen wir noch gar nicht von der eigentlichen Künstlichen Intelligenz. Bis hierhin ist die Rede von spezialisierten KIs, wie der Schach-KI oder der Go-KI, die nur diese eine Funktion gelernt haben. Das Ziel ist es aber Unversal-KIs zu schaffen, die in ihrer Leistungsfähigkeit dem menschlichen Leistungssektrum nachempfunden werden. Der Hauptpunkt ist, dass eine sogenannte „Super-KI“ oder „Singularität“ dann Realität werden kann, wenn die KI sich selbst programmieren und damit immer weiter optimieren kann. Sie würde sich sehr schnell in neue Leistungsbereiche weg von den menschlichen Möglichkeiten bewegen. Denkt man diese Vorstellung weiter, so könnten sich Spezial-KIs mit begrenzten Fähigkeiten, oder Super-KI’s mit komplexen Fähigkeiten untereinander vernetzen und ihre Fähigkeiten weiter verbessern oder beschleunigend potenzieren.
Wettbewerbsvorteile durch KI in der Ökonomie
Doch auf einem langen Stück dieser Strecke, also bis zu dem Punkt, an dem die KI, was ihre Denkfähigkeit anbelangt, sehr mächtig und tendenziell autonomer wird, liegt sie in den Händen von Unternehmen oder Staaten. Wer am schnellsten voran kommt, kann als erster ökonomisch (zum Beispiel bei der Blockchain-Technologie) oder auch militärisch (zum Beispiel bei der Drohnen-Technologie) ihre Vorteile nutzen. Und da die Entwicklung einer KI ein Riesenprojekt, sogar ein Generationenprojekt, ist, wird sie nicht jeder bauen können. Eine KI ist verdichtetes High-Tech-Wissen wie kein zweites. Künstliche Intelligenz kann ein Alleinstellungswissen sein, wie es es bisher in der Welt nicht gab, eine regelverändernde Technologie, deren Folgen nicht abschätzbar sind. Vielleicht werden sich zukünftig sechs oder acht Haupt-KIs weltumspannend Konkurrenz machen. Vielleicht aber könnten sie auch Probleme wie die Erderwärmung lösen.
Fazit: Vormachtstellung und KI-Alleinstellung
Bevor sich also die Ki selbstständig und autonom macht, ist sie ein ökonomisches Instrument in den Händen einiger Weniger. Wer dieses Instrument beherrscht und weiter entwickelt, der baut seine Macht bzw. Vormachtstellung immer weiter aus. Man könnte es gerade mit Blick auf technologisch unterentwickelte Länder auch so sagen: Die Künstliche Intelligenz ist potenziell die gefährlichste Waffe, die es ja gab. Im Moment wird an einer KI-Ethik gearbeitet. Man mag aber in Betracht ziehen, dass auch KIs entwickelt werden können, ohne dass diese Ethik-Richtlinien Beachtung finden, wie auch die Ächtung von Waffengattungen weltweit nicht zu deren Abschaffung geführt hat und sie in (geheimen) Labors weiterentwickelt werden.