Neue Kunst entsteht im Spannungsfeld zwischen Können und Nicht-Können. Können und Nicht-Können bedingen sich im zeitlichen Rahmen der Gleichzeitigkeit. Das heißt: Wenn Dilettantismus und Könnerschaft im gleichen Augenblick aufeinander treffen, besteht die Chance, innovative Kunst zu schaffen.
Denn Könnerschaft als Fähigkeit, alles Imaginierte in eine Form zu bringen, abbilden zu können bzw. zum Bild oder Kunstobjekt werden zu lassen, und Nicht-Könnerschaft als die Abwesenheit absichtsvoller Gestaltungs- und Ausdrucksmöglichkeiten, schaffen ein Spannungsfeld zwischen Zielorientierung und zufallsorientierter Beliebigkeit.
Mögliches und Unmögliches in der Kunst
Das höchste künstlerische Ideal ist nicht etwa, alle Möglichkeiten kontrollieren zu können, sondern Absicht und Absichtslosigkeit in Form einer Mischung aus Zielorientierung und Zufälligkeit miteinander interagieren zu lassen. Kunst, die Neues schafft, wird so zum Ergebnis des größtmöglichen Widerspruchs, bestehend aus einer Möglichkeit und einer Unmöglichkeit.
Der Zufall als Schatztruhe der Kombinatorik
Den Zufall kann man innerhalb des Nicht-Könnens als Reservoir neuer und überraschender Möglichkeiten ansehen. Er beherbergt Impulse für Kombinationen, die beim rein bewussten Gestalten, Malen oder Formen nicht zustandegekommen wären. Auch die Könnerschaft als Ausdruck von Perfektion in technischer Fertigkeit und Professionalisierung etwa im Finden, Nutzen und Vervollständigen einer Formenspache, unterbindet den Dilettantismus als Störenfried.
Ideenfindung: Ritual oder Anarchismus?
Die Störung der Kontrolle und Ordnung durch Torpedierung des Gewohnten ersetzt Einförmigkeit durch Vielfalt, Naheliegendes durch kaum Absehbares und Routine durch Überraschung. Der Anarchismus des Unvorhersebaren setzt Impulse, die der professionelle Künstler, der technisch ausgereifte und der routinierte nicht mehr finden könnten.
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