Punk Rock Holiday 1.8 – Historisches

Im August 2011 brachte das Punk Rock Holiday erstmals als drei tägiges Festival mit der Nummer 1.1 frischen Wind in die Punkrock-Szene in Tolmin/Slowenien. Damals schon mit NOFX, Bad Religion, The Bouncing Souls, The Real McKenzies und vielen mehr im Lineup. Bands, die auch heute noch die Speerspitze der aktuellen Punkrock-Szene bilden.

Strandfeeling

Strandfeeling nahe der Nebenbühne

Im achten Jahr angekommen, bietet das Festival 4 plus 1 = 5 Tage voll mit Punkrock. Der eine Tag, der Montag, wird vom Veranstalter erst programmiert, wenn der Vorverkauf eine Kostendeckung erkennen lässt. Ausverkauft war diesmal bereits im Februar. Dennoch werden auch für das nächste Jahr nur vier Tage vom 6. bis zum 9. August angekündigt. Der Vorverkauf startet am 17. September um 12 Uhr. Wir vertrauen darauf, dass es wieder fünf Tage werden. Der zusätzliche Tag muss übrigens extra bezahlt werden.

Wer sind die Punks, die das Festival besuchen?

Sauber sind sie. Benutzen die ausgehändigten Müllbeutel, halten den Platz sauber. Oder bauen aus leeren Bierdosen kleine Kunstwerke. Sie kommen im vor altersschwäche hüstelnden VW-Bus oder in der neusten Camping-Karavan-Sensation. Manche campen minimalistisch, andere mit Kühlbox und Gaskocher.

Mercedes SLC

Jedermann hat Spaß am Punkrock Holiday. Auch der gutsituierte Zahnarzt aus Düsseldorf.

Auf Bio legen sie wert. Sie ziehen gutgelaunt vom nahegelegenen Aldi (der hier wie in Österreich Hofer heißt) vollgepfropfte Bollerwagen über den großzügigen Campingplatz, hinten fein gestapelte Bio-Nahrung, vorne Paletten von Bierdosen.

Tätowiert sind sie. Fast alle. Als Nicht-Tätowierter fühlt man sich schon etwas nackt und all den illustrierten Menschen. Das kann man aber ganz gut mit humorvollen T-Shirts oder klassischem Band-Merchandising kompensieren.

Trotz großer Tolleranz: ohne Tattoo wäre man hier etwas nackt.

Die Besucher achtet sogar darauf, dass die Strohhalme nicht aus Plastik gefertigt wurden:

https://www.facebook.com/punkrockholiday

Ordnung lieben sie. Wo Tausende oft schon Mittags angetrunken zusammen kommen, bedarf es eines klugen Sicherheits-Managements. Regeln müssen eingehalten werden, Aggressivität gilt es zu vermeiden. Die Regeln sind überschaubar, das Sicherheitspersonal gut geschult. Wer schon mal ein bürgerliches Volksfest oder ein Schlagerkonzert besucht hat, würde sich wundern, wie glatt und friedfertig das Punk Rock Holiday abläuft.

Das Wilde wird vor der Bühne ausgelebt. Jedem steht es frei, mitten im Pogo zu toben oder sich am Rand bei einem Bier die Bands anzuschauen. Gegenseitige Rücksichtsame ist selbstverständlich. Ein paar Brillen gehen zu Bruch, das wars schon. Aber suchte jemand eine Brille am Boden im Gewirr, so wurde sofort rücksichtsvoll Platz gemacht.

Stagediving on your own risk

Auch das gehört zu den Besonderheiten dieses Festivals. Selbst kleine Kinder im Vorschulalter lassen sich von der Bühnenkante in die Menge fallen und sich von ihr davontragen. Wenn jeder ein bisschen aufpasst, ist das Risiko gering.

Stagediving: vor dem Absprung unbedingt noch einmal vergewissern, das man wahrgenommen wurde.

Das besondere am Punkrock Holiday war schon immer der zwanglose Umgang miteinander. Die Nähe zur Bühne. Körperkontakt zu Musikern, Umarmungen, waren leicht möglich und wurden vom Security-Team zwar genau beobachtet aber kaum geahndet.

Apropos Security

Besonderen Dank und Respekt gebührt dem unbekannten Chef-Security-Mann auf der Hauptbühne links aussen, der gelassen, mit schlafwandlerischer Sicherheit für einen reibungslosen Ablauf sorgte. Mit einem hellseherischen Blick ausgestattet erkannte er sofort, ob ein die Bühne enternder Zuschauer Ärger bringen wird oder nicht. Kleine Gesten von ihm genügten seinen Security-Kollegen und oft genug wurde dem Zuschauer sein kurzer Bühnenaugenblick gewährt. Aber auch, wenn Zuschauer wieder von der Bühne gewiesen werden mussten, gelang das mit einer Sanftheit, wie man sie bei Security-Leuten noch nie zuvor erlebt hat. Der friedlichste Bühnenverweis der Welt, wenn man so will. Nur wenige werden diesen Könner der friedlichen Verweise wahrgenommen haben, so ausgezeichnet sanft sein Vorgehen. Deshalb soll er hier gesondert gewürdigt werden: Herzlichen Dank für diese ausgezeichnete Arbeit und hoffentlich bis zum nächsten Jahr.

Die Musik selbst, das sieht man schon an den Headlinern, spricht ohnehin für dieses Festival. Bad Religion, Beatsteaks, Lagwagon, Mad Caddies, No Fun At All und viele viele mehr. Bis in die kleinste Band auf der Nebenbühne am Strand ausgezeichnete, international renommierte Bands. Spiellaune überall und ein ausgelassenes, begeistertes Publikum.

Fans dürfen mit auf die Bühne.

Der Preis des Festivals ist – gemessen an den 10,- Euro-Veranstaltungen in den Clubs und Kellern der städtischen Jugendeinrichtungen, wo das Flaschenbier fast zum Selbstkostenpreis abgegeben wird und die Veranstalter ehrenamtlich arbeiten – natürlich sehr hoch. Extra Camping-Gebühren werden fällig, der Extra-Montag kostet auch Extra. Das Bier, wovon man hier große Mengen benötigt, kostet. Verglichen mit anderen Festivals dieser Größenordnung und in Relation zu dem, was geboten wird – immerhin ist ein vollwertiger Urlaubstrip mit inbegriffen – sind die aufgerufenen Preise aber, sagen wir mal: marktüblich.

Appell an euch: Fahrt hin!

Leute, lasst euch dieses Festival in 2019 nicht entgehen. Ruht euch aus am Tolmin-River, spaziert durch die Alpen und lasst euch in den Punkrock-Himmel heben. Ein ähnliches Rundum-Geil-Packet werdet ihr kaum finden. Ich jedenfalls freue mich auf die nächste Ausgabe des Punkrock Holiday.

 

Fotos: Juchelchen