Der demokratische Treibstoff moderner Gesellschaften ist Zufriedenheit, die sich aus Wohlstand und Zukunftssicherheit speist. In den Krisen der Gesellschaft kochen Wut, Hass und Argwohn hoch, die von Demagogen und Populisten ausgenutzt werden. Dabei machen sie sich den Mechanismus des abwärtsgerichteten sozialen Vergleichs zu Nutze, bei dem sich der besser fühlt, der sich einem vermeintlich Unterlegegen überlegen fühlen kann.
Wenn allerorten die Unzufriedenheit wächst, verfangen die Methoden der Selbstaufwertung auf Kosten anderer. Angst vor dem „Anderen“ hat Konjunktur, wenn Selbstwert nicht mehr innerhalb einer Wertegemeinschaft entsteht, sondern nur an Materielles gekoppelt ist – und wenn die Verteilung des Materiellen in der Wohlstandsgesellschaft Schlagseite hat.
Fernsehsendungen, in denen man Millionären dabei zuguckt, wie sie Geld ausgeben, künden von dieser Schräglage der Gesellschaft und sind eines von vielen Zeichen dafür, dass das System außer Kontrolle gerät. Oder längst geraten ist.
Als Patentrezept erscheint vielen die Rückbesinnung auf das, was unter Umständen mal gewesen war. Beginnt jetzt die Re-Dekade?