Sie hatten sich unweit in einem Imbiss treffen wollen. Zwischendurch, bevor er angekommen war, hatte sie immer wieder durch die große Schaufensterscheibe geblickt und gedankenverloren die Passanten beobachtet. Eine Frau mit Kinderwagen, ein Mann im Mantel, dahinter drei Geschäftsleute in Anzügen, ein Pärchen Hand in Hand. Sie stellte sich vor, dass die drei Geschäftsleute in ihren dunklen Anzügen zu einer Beerdigung gehen würden, der Beerdigung ihres Mannes, dessen Ermordung sie in Auftrag gegeben haben würde.
Es würde ein kleiner Artikel in der Zeitung stehen, vielleicht mit der Überschrift „Ließ 41-Jährige Ehemann umbringen?“ Der Mann im Mantel wäre der Journalist, der den Artikel geschrieben haben würde und das Liebespaar – das wäre sie mit ihrem neuen Partner, einem Mann, der sie lieben und schätzen und der alles für sie tun würde. Ein Mann, der ihr endlich Sicherheit geben würde. Und sie würden noch ganz spät eine gemeinsame Tochter haben, die Jahre danach ein kleines Töchterchen bekommen würde, das sie als überglückliche Großmutter im Kinderwagen umherfahren würde.
One Response to “Ein Lied, geblasen auf dem Wellenkamm”
[…] Nun dieser Mann hinter ihr, der all dem ein Ende setzen sollte. Sie empfand es so, dass je älter sie wurde der Tod ihr immer näher kam. Bis heute, bis jetzt gleich, wo sie selbst einen Mord in Auftrag geben würde. […]