Seelengestruepp

„Ja, halt schlimm. Sehr schlimm, meinetwegen“, sagte er in einem gedehnten Tonfall. „Bist du genervt?“ Er zuckte mit den Schultern, zog seine Hand zurück. Sie sahen sich schweigend eine Zeit lang an. Ihr fielen zwischendurch immer wieder die Augen zu. „Es bringt nichts, wenn wir jetzt weiter reden. Warum mache ich das denn?“ sagte er.

Mit geschlossenen Augen schien sie wie in Trance zu nicken. „Komm zu mir“, sagte sie, „aber mach nichts Schlimmes mehr. Irgendwann, wenn du nicht da bist, tritt mir am Ende jemand die Tür ein. Ich hab Angst.“

Er musste an all die Wohnungstüren denken, die er in seinem Leben gesehen hatte, an denen die Schlösser geborsten waren, weil jemand dagegen getreten hatte, an den imaginären Knall, wenn die Tür unvermittelt aufgeflogen wäre, auch an die Türen, die repariert und gekittet waren, denen er aber doch ansehen konnte, dass dort ein illegales Leben eine unvermittelte Folge gehabt hatte.

Er nickte betroffen. Daran hatte er nicht gedacht. „Ich bin vorsichtig“, sagte er. „Niemand weiß wirklich, was er tut, und niemand ist perfekt“, sagte sie und zog ihn dabei an sich. ‚Du auch nicht‘, dachte er. „Man kann nicht alles voraussehen“, sagte sie. „Was man tut, das zieht immer etwas nach sich.“ Ihre beider Augen schlossen sich zur gleichen Zeit, als sie zu Ende geredet hatte.