Der Mann sah noch einmal hoch. Toms Pupillen waren jetzt klein, das Gesicht des Jungen zuckte auf einer Seite, jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Der Mann konnte sich erinnern, dass er in einer Tiefgarage, die renoviert worden war, eine Schießerei gehabt hatte. Das war viele Jahre her, in seiner Jugend. Damals mochte er so jung gewesen sein, wie das Bürschchen, das ihm hier gegenüber stand. Er hatte damals um sich geschossen und dabei einen Farbeimer ziemlich weit unten getroffen, aus dem daraufhin die Farbe heraus gelaufen war. So kam ihm der Junge vor. Bestimmt stand der jetzt in einer Farbpfütze.
Aber mit der Farbe, die dem Jungen entwichen war, schienen auch seine Gefühle fort. Er wirkte nicht mehr ängstlich, eher angespannt und verhärtet. Als der Junge nach der Tüte unter seinem Arm griff, sah es aus, als wollte er sie nun doch dem Mann reichen. Doch anstatt dessen griff er hinein und zog etwas hervor. Drei Plops und der Mann war vom Stuhl geglitten.
Der Mann hatte immer noch die Beine auf dem Schreibtisch gehabt, dann war der Stuhl nach hinten gegen die Wand gerollt, er war zwischen Schreibtisch und Stuhl gerutscht und mit dem Kopf auf der hölzernen Sitzfläche des Stuhles aufgeschlagen, bevor er ganz zu Boden gesunken war. Linien des Todes flossen die Vertiefungen in Toms Gesicht entlang.
2 Responses to “Zuckgesicht”
[…] Die dem Körper schnell entwichene Blutlache, die wie ein zweiter Teppich unter dem Körper lag, fesselte Toms Aufmerksamkeit. Er griff in seine Tasche und holte ein winziges aus dem Teil einer Banknote gefaltetes Papierschiffchen hervor, nahm es vorsichtig an der Spitze des akurat gefalzten Segels und setzte es fast schon feierlich auf die Blutlache – so wie man ein richtiges Schiff zu Wasser lässt. Der Körper neben dem Schiffchen erschien ihm jetzt wie eine gewaltige sich zum Orkan verdichtende Wolkenmasse. […]
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