Tom stand unsicher auf der Treppe. Er dachte noch einmal nach, ob er hochgehen sollte und versuchte sich nicht zu bewegen. Doch er spürte sein unmerkliches Schwanken bei jedem Atemzug und das ganz leise Knarren jedesmal wenn er sein Gewicht geringfügig verlagert hatte. Seine Hand lag auf dem Geländer. Er betrachtete sie: Unter der Haut, den Sehnen, den Muskeln und den Adern waren Knochen, unsichbar und hart. Kein Mensch konnte spüren, was in ihm selbst vor sich ging.
Sein Kopf: Unter dem Gesicht ein harter Schädel, eine Art knochiger Schutzhelm gegen die Schläge der Welt. Tom stellte sich vor, dass in diesem Helm nichts war, kein Gehirn, keine Adern, keine Nervenbahnen. Ein leerer Raum. Jedesmal wenn er etwas gefragt wurde, wirbelte die Luft in diesem Raum wie ein Sturm umher. Sich drehende Luftwirbel, die ihn schwanken ließen und unberechenbar machten.
2 Responses to “Gesichtsmelange”
[…] Er sah, wie die Lippen des Mannes „Gib!“ sagten. Tom rührte sich nicht. „Was ist?“ kam es gereizt von hinter dem Schreibtisch. Der Schreibtisch-Mann hatte die Hand ausgestreckt, um die Tüte in Empfang zu nehmen aber Tom machte keine Anstalten, sie ihm zu übergeben. „Das Passwort“, sagte Tom merkwürdig ruhig. Der Mann sah ihn verdutzt an. Eine Narbe lief von der Mitte seiner Stirn schräg hinab bis über das Auge und die Wange hinunter. Das Auge dazwischen wirkte glasig. „Bei Drei ist das Paket bei mir“, sagte der Mann mit den Füßen auf dem Schreibtisch schneidend. Er starrte Tom an und zählte: „Eins…“ Tom war schien erbleicht. „Zwei…“ Der Mann sah, das Toms Pupillen so groß geworden waren, dass seine Augen schwarz wirkten. „Drei…“ Tom rührte sich nicht. Der Mann griff nach vorne, zog eine Schublade im Schreibtisch auf und griff hinein. […]
[…] Gesichtsmelange […]