Eigentlich müsste die Überschrift „Unter-die-Haut“-Lieder heißen. Neulich sprachen wir darüber, wo das Besondere, das Stilprägende und Stilbringende in der aktuellen Popmusik wäre. Damit sind junge MusikerInnen gemeint, die Neues bringen – wirklich Neues – und damit einmalig sind.
Die Beatles, Police, Joy Division, The Who, David Bowie, Led Zeppeln – sie und viele andere, die populärmusikalische Terrains entwickelten und Plätze besetzten, hallen zwar noch nach, sind aber längst Geschichte
Re-Dekade und Widerkäuen ewig gestriger Musik
Wer füllt diese Lücke? Kaum jemand. In der Re-Dekade, die im besten Fall intelligent kombiniert oder im schlechtesten widerkäut, was einmal war, ist das Neue im Einheitsbrei schlechter Gesangsdarbietungen zum Beispiel eine echte Stimme, die auch studiotechnisch ungeschönt gut klingt. Oder ein perfekter Popsong, mit spannender Dramaturgie, einer Melodie, die sich einprägt, ohne zu nerven und die man sich andererseits nie leidhört. In der Normalität handwerklich guter Popmusik liegt in Trash-Zeiten das Besondere.
Adele und ihr Retropop
Adele hat so eine Stimme und sogar ein paar gute Songs, die sie allerdings nicht alleine kreiert hat. Ihr erstes Album „19“ hat drei Produzenten und acht Songschreiber neben ihr gehabt, ihr zweites „21“ sieben Produzenten und sechs Songschreiber und ihr drittes und aktuelles „25“ ganze elf Produzenten und acht Songschreiber (exklusive der auf den Alben enthaltenen Coverversionen). Ihre Stimme allerdings täuscht darüber hinweg, dass die meisten ihrer Songs doch nur wieder ihr Übliches sind. Sie singt Retro-Pop-Soul, wärmt Versatzstücke ehemals aktueller Pop- und Soulmusik auf und geht dem Hörer mit nur scheinbar Neuem unter die Haut. Auf dem letzten Album aber immer seltener. Weil dieser Adele-Pop langsam ein alter Hut wird – trotz des immer größeren Aufwandes.
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