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Ludwig Wittgenstein: Gebrauchstheorie der Bedeutung

Wittgenstein II - Wie uns die Sprache verhext

Wie nehmen wir Wirklichkeit wahr bzw. wie können wir Wirklichkeit einigermaßen hinreichend erkennen? Dass wir es nicht können oder nur fragwürdig scheinobjektiv – davon handelt die eine oder andere Philosophie nicht erst seit Kant. Ein Mittel der Wirklichkeitserschließung ist die Sprache. So sind Implikationen und Bedeutungen in der Alltagssprache das Thema des zweiten Teils des NDR-Beitrages zur Erklärung der philosphischen Welt Ludwig Wittgensteins. Der hatte zu Lebzeiten seinen „Tractatus logico-philosophicus“ publiziert und danach drei Jahrzehnte lang an einer anderen Philosophie gearbeitet, die seine erste erweitern oder gar widerlegen sollte. Dieses zweite Werk, „Philosophische Untersuchungen“ wurde posthum 1953 veröffentlicht, nachdem Wittgenstein 1951 gestorben war. Beidesmal steht im Zentrum als Erkenntnisinstrument die Sprache. Während in der ersten analytischen Sprachphilosophie eher die Sprache, Logik und ihre Möglichkeiten beschrieben werden, geht es in der zweiten um Alltagssprache, Sprachspiele, Sprachverwirrung und um Sprachskepsis. Die unverrückbare Logik der ersten Philosophie wird zur wandelbaren Grammatik der zweiten. Eine zentrale These seiner Philosophie der Spätphase ist: Die Sprache selbst ist das Vehikel des Denkens. Wittgenstein geht davon aus, dass der Mensch in Form der Sprache denkt und nicht parallel dazu noch die Bedeutung dieser Sprache denkt. Deshalb wäre die Sprache gleichzeitig Medium/Form und Inhalt des Denkens. Er behauptet: Der Gebrauch der Sprache ist gleich ihrer Bedeutung. Hier geht es um die Gebrauchstheorie der Bedeutung, mit der Wittgenstein seine erste der analytischen Philosophie selbst relativierte oder erweiterte, je nachdem wie man es betrachtet. Wie man die Welt in ihre Einzelteile zerlegt und analysiert, und dabei unterschiedlich zerlegt, desto anders ergibt sich die Weltsicht. Deshalb soll es keine Erklärungen mehr geben, nur noch die Beschreibung der Wirklichkeit – keine Elementarsätze also wie in der Philosophie des „Tractatus logico-philosophicus“.

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