Djeudbjceh betrachtete im Rückblick seinen Tagesverlauf: Er war in die Stadt gegangen, hatte in einem Café etwas gegessen und getrunken, war zum Brunnen in der Stadtmitte gegangen, dessen wuchtige Figuren ihn jedesmal beeindruckten, und hatte sich schließlich auf eine Mauer gesetzt, um inne zu halten und nachzudenken.
Handlungen auf der Zeitachse als Indiz für die Existenz der Zeit
Es schien nicht von der Hand zu weisen zu sein, dass er durch diese seine Handlungen etwas auf einer Zeitachse getan hatte. Hätte er sich selbst auf dieser Zeitachse, auf der seine Handlungen innerhalb des Tagesablaufes hintereinander weg erfolgt waren, im genau rechten Winkel von oben betrachtet, hätte er die Abstände zwischen den Zeiteinheiten gesehen. Dadurch würde er ein Gefühl dafür bekommen, wie die Zeit vergeht.
Perspektivwechsel: Punkt ohne Ausdehnung oder die Zeitachse als Linie
Doch würde er die Vogelperspektive dieser idealtypisch rechtwinkligen Draufsicht verlassen und wäre er genau mit dem Gesicht auf Höhe der Zeitachse geflogen, hätte er diese Zeitachse nicht mehr als Strich wahrgenommen, sondern von vorne – quasi als Durchmesser der Zeitachse – nur noch als Punkt. Wobei die Zeitachse bezüglich ihrer Realität imaginär ist und der Punkt in der Mathematik gar keine Ausdehnung hat. Aber das war es nicht, was Djeudbjceh durch den Kopf ging.
Der unsichtbare Zeitverlauf in der Einheit der Gleichzeitigkeit
Es war etwas ganz anderes, über das er sich Gedanken machte: Von vorne betrachtet wären der Zeitverlauf, seine Länge und Abfolge nicht mehr zu sehen und nicht mehr zu differenzieren. Es wäre überhaupt nicht mehr zu sehen, dass Zeit vergangen wäre, sondern nur noch eine Einheit der Ereignisse – sofern jede seiner Handlungen an diesem Tag wie ein Bild auf eine Glascheibe gedruckt wäre und alle diese Bilder auf den Glascheiben aus der Vorneperspektive betrachtet hintereinander gestaffelt wären.
Zeitlosigkeit und Undimensionalität
Das ergäbe eine zeitlose Einheit, bei der die Handlungen nicht mehr unterscheidbar waren, so als hätten sie gleichzeitig stattgefunden oder mehr noch, als wären sie in ihrer Gleichzeitigkeit zu einen Gesamtbild eingefroren. Aus der Perspektive betrachtet, aus der die Zeitachse nur mehr ein Punkt wäre, könnte man annehmen, man würde die sogenannte Zeit vielmehr wahrnehmen, als verginge sie nicht, so als würde die Dimension in der Tiefe der Aufeinanderfolge in zeitlich definierbaren Intervallen fehlen.
Perspektivabhängige Gleichzeitigkeit des Universums
Würde man dieses Prinzip der zeitlosen Gleichzeitigkeit auf das gesamte Universum übertragen, würde sich ein vielgestaltiges Etwas ergeben, vielleicht etwas ungeheuer Komprimmiertes; denn das, was in unserer Wahrnehmung seit dem Urknall hintereinander hätte ablaufen müssen, würde dann gleichzeitig vorhanden sein.
Zeitstillstand durch Gleichzeitigkeit
Je nachdem, wie man seinen Blickwinkel verändern würde, wären die Abfolgen und Prozesse unterschiedlich dynamisch, unterschiedlich schnell, unterschiedlich komprimiert, in kürzeren oder längeren Intervallen wahrnehmbar – bis zu dem Blickwinkel, von dem aus keine Zeit zu vergehen schiene. Dies wäre ein Zustand, in dem die Zeit scheinbar stillstände.
Djeudbjceh merkte sich diese Idee für ein Denkmodell, sofern er wieder über das Wesen der Zeit nachdenken würde.
2 Responses to “Auf der Suche nach dem Wesen der Wirklichkeit: Djeudbjceh auf der Zeitachse”
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Übrigens sagt die Relativitätstheorie aus, dass Zukunft und Vergangenheit sozusagen gleichrangig sind.