Arbeitsteiliges Bleistiftzeichnen und Tuschen bei den Comicheften
Auf Endoplast war schon ein paar Mal von den hochgradig arbeitsteiligen Produktionsprozess bei amerikanischen Comic-Books, den Comic-Heften, die Rede. In diesem Kurzinterview hier im Video wird der Aberwitz dieser Arbeitsteilung deutlich: denn die besteht zunächst darin, dass ein Zeichner mit dem Bleistift die Entwürfe anfertigt und ein anderer sie tuscht. Wobei in heutigen Zeiten unter Umständen mehrere Vorzeichner und noch mehr Tuscher/Inker an einer Geschichte arbeiten können, wenn es sehr schnell gehen muss.
Jack Kirby & Joe Sinnott: Das Team, das keines war
In der Geschichte der amerikanischen Superhelden-Comics gab es legendäre Teams, die über lange Strecken hinweg zusammengearbeitet haben. Eines davon bildeten Vorzeichner Jack Kirby und Finisher Joe Sinnott. Kirby hat immer noch – lange nach seinem Tod 1994 – eine treue Fangemeinde und wird kultisch verehrt. Das geniale Team allerdings, das er und Sinnott ab 1962 gebildet hatten, war genau besehen keines oder eines, das eher aus der Ferne und nebeneinander agiert hat.
Tuschen als handwerkliche Druckvorlagenherstellung
Sinnott erzählt, dass es 10 Jahre der gemeinsamen Arbeit gedauert hat, von 1962-1972, bis er Kirby das erste Mal kennengelernt hatte. Sie haben auch nie telefoniert. Beides, das Bleistiftzeichnen und das Tuschezeichnen, waren Brotjobs am Fließband. Das Tuschen war nichts anderes als eine Druckvorlagenerstellung und Reinzeichnung – fast schon eher ein technischer Vorgang. Sinnott hat Kirby dann auch nur 2-3mal überhaupt gesehen – anläßlich von Marvel-Events. Die Wunderwelt der Comics war arbeitsmäßig eine entfremdete Welt, die keinen küntlerischen Anspruch hatte. Der wurde ihr erst Jahrzehnte später zugewiesen, spätestens als das geistige Eigentum an den Comicgeschichten durch die Verwertung in Filmen zum Milliardengeschäft durch Filmreihen wie Spiderman oder Iron Man geworden war.
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