Ein Kurzvideo, in dem zu sehen ist, wie Comiczeichner Alex Nino ein paar Grauwerte in eine Schwarzweiß-Zeichnung einfügt, die den Figuren andeutungsweise Volumen und Dimensionalität verleihen. Alex Nino hat eine unverwechselbare Art, die Striche mehrschichtig aneinander zu fügen. Das konnte man schon in anderen Videos etwas genauer beobachten.
Alex Nino, der Jimi Hendrix des Zeichenstifts
Diese Strichführung ist spannend, weil man sie kaum vorhersehen kann. Es wohnt ihr eine Mischung aus chaotischem Prinzip und einer Selbstähnlichkeit inne, der man eine gewisse Fraktalität nicht absprechen kann. Die Striche, die er hier mit einem dunkelgrauen Copic-Marker einfügt, sind ausladend gebogen, und sie treten immer als Ensemble auf. Das heißt, Alex Nino fügt kontrolliert Ähnliches ein und lässt seine abstrahierten Figuren durch die tektonisch platzieren Striche realistischer erscheinen. Die Illustrationen erhalten durch die grauen Texturen verblüffend mehr Räumlichkeit.
Filzstift- und Marker-Illustrations-Kunst
Die Copic-Marker sind ein japanisches Filzstift-Marker-System mit aktuell 358 Farben. Jeder Marker ist wiederbefüllbar, verfügt über zwei Enden, bei denen je eine feine und eine breite Spitze geliefert wird. Es gibt aber insgesamt neun verschiedene Spitzen, unter anderem übrigens auch eine Brush-Pinsel-Spitze. Alex Nino arbeitet oft mit Filzstiften und koloriert auch flächig mit ihnen. Der Vorteil von Filzstiften ist der konstante Farbfluß – für einen Dauerzeichner ist das vielleicht das entscheidende Kriterium.
Das Copic-Marker-System
Copic-Marker sind zu einem weit ausladenden System ausgebaut worden, verfügen nicht nur über die unterschiedlichen Spitzen, sondern über Zubehör wie Leermarker, die man nach Wunsch mit Tinte befüllen kann, oder über einen Blenderstift. Bereits aufgetragene Farben lassen sich damit miteinander mischen. Die Farbe der Marker ist allerdings nicht lichtecht. Das Lösemittel ihrer Tinten ist Alkohol, weshalb die Farbe schnell trocknet, wasserfest ist und auch Fotokopien koloriert werden können, ohne dass der Toner anlöst. (Übrigens verfügen die Letraset-Marker sogar über drei unterschiedliche Steck-Spitzen in einem Stift.)
Alex Nino, ein früher Meister der Comiczeichenkunst
Alex Nino nutzt wie viele andere Zeichner Filzstifte bzw. Marker, nur setzt er sie teils intensiver und konsequenter ein als die meisten Konkurrenten. Das zackige Ineinanderlaufen der Markerfarben, das bei Strichüberlagerung dunklere Farben erzeugt, ist eines der typischen Stilmittel von Alex Nino. Das kann man sehr schön im Portfolio The Fantasy Art Of Alex Nino aus dem Jahr 1975 sehen, dessen großformatige Illustrationen komplett mit Filzstift gezeichnet und farblich gestaltet wurden. Innerhalb großer Farbflächen stoßen die Filzstiftlinien überlagernd aneinander und geben den Flächen einen kleinteiligen Rhythmus, der dicht und zum Teil etwas überladen wirkt. Dennoch sind die Illustrationen eigenständig und gekonnt in ihrer Gestalt und Form und Nino erwies sich früh als Meister seines Fachs.
One Response to “Comic-Zeichenkunst: Alex Nino, Meister der fraktalen Strichführung”
[…] Books (mit von der Partie auch der visionäre Verleger Byron Preiss, der auch Howard Chaykin und Alex Nino mit ambitionierten Projekten für einen erwachsenen Markt verlegt), hat er nicht nur gezeichnet […]