Im Video ist ein Zeichengeschenk zu sehen, das in einer ganz typischen Situation von einem Comiczeichner erstellt wird, egal ob auf einer Comic-Convention der anderswo. Leute reden, es ist nicht gerade leise oder ruhig – und dazwischen sitzt jemand, hier ist es der Comic-Zeichner Alex Nino, der introspektiv für einen Fan zeichnet.
Der Zeichner versenkt sich in seine Formen und sucht seinen Strich, den er professionell umsetzt, während Leute drum herum stehen oder sitzen und ihm zusehen. Nino zeichnet sicher mit einem dünnen Filzstift vor und legt später mit einem dickeren Filzstift massivere Schwarzwerte darüber. Am Ende arbeitet er noch einmal mit einem dünnen Stift nach. Das ist Gebrauchskunst wie zum Mitnehmen.
Comics als Sub-Kunst
Wo sonst gibt es so etwas? Die Comics sind Gebrauchsgrafik und Simpelkunst für die Massen und die Fans kleiner grafischer Kapriolen. Comic-Zeichenkunst hat sich damit als eine hybride Kunstform unterhalb des eigentlichen Kunstbetriebes etabliert – mit eigenen Ausstellungen, Auktionen, sündhaft teuren Verkäufen von Original-Artwork und Kunstdrucken in Form von Plakaten, Portfolios oder kleinauflagigen Sonderformen.
Comics als bodenständige Kunst
Man stelle sich vor, Picasso hätte an einem Tisch gesessen, für seine Bewunderer gezeichnet und ihnen das Ergebnis geschenkt. Die Comicszene hat etwas Sympathisches, denn dort ist so etwas Alltag und selbstverständlich. In der Regel passiert das zwar aus Promotiongründen, wenn ein Zeichner oder eine Zeichnerin in ihr Buch oder Album zeichnet, das vorher vom Fan gekauft werden musste – aber eben nicht nur.
Die oben im Video gezeigte Veranstaltung fand in Mandaluyong auf den Philippinen statt. Alex Nino hatte seine Karriere dort begonnen und war dann über amerikanische Comicverlage wie Marvel, DC, Warren oder Byron Preiss bekannt geworden. Später hatte er Zeichentrickfilme visuell betreut, zum Beispiel den Walt-Disney-Film Mulan. Solche Auftritte berühmter Zeichner auf Veranstaltungen haben manchmal etwas Magisches. Aus dem Nichts entstehen kleine Vignetten und Zeichnungen, die wie Kunst erscheinen. Ob sie es sind?
One Response to “Comic-Zeichenkunst: Alex Nino zeichnet live für einen Fan”
[…] so unspektakulär daherkommt, ist doch – gemessen an Vor-YouTube-Zeiten – ein kleines Wunder: Man kann einem Zeichner über die Schulter gucken. Man ist dabei, wie ein Werk entsteht, auch wenn es wie hier nur eine kleine Nebenbei-Zeichnung ist. […]