In dem faltigen Ensemble von dunkelgrauer Hose auf grauem T-Shirt war nur ein farbiger Akzent zu sehen: das eingenähte Logo des Herstellers der Hose. Da hatte mir eine unbeabsichtigte und doch in mein Blickfeld rückende Schleichwerbung einen Streich in meiner ästhetisierten Betrachtung gespielt.
Der Preis des Luxus
Ich musste an das Unternehmen, das diese Kleidung verkaufte, denken, an sein positives Image: Moderne Kleidung für wenig Geld. Kleidung, die unter nach unseren Maßstäben menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt wird. Die Menschen, die sie produzieren, leben so und mit so wenig Geld, wie wir es für uns ablehnen.
Selbstmord kann Luxus sein
Dann habe ich an andere Unternehmen gedacht, an die wertvollsten Unternehmen auf der Welt, einen amerikanischen Hersteller eines marktbeherrschenden Betriebssystemes aus Redmond, der bereitwillig die Daten seiner Kunden der NSA zur Verfügung stellt. An einen amerikanischen Konzern aus Cupertino, der seine schicken Highend-Gadgets in Fernost herstellen lässt, wo die Arbeiter wie zu Zeiten der Sklaverei arbeiten. Arbeiter, die es zum Teil nicht mehr ausgehalten haben und sich das Leben genommen hatten. So viele hatten sich das Leben genommen, indem sie aus dem Produktionsgebäude in den Tod sprangen, dass man außen Netze gespannt hatte, um sie aufzufangen. Aber nur weil jeder weitere Tote eine weitere Überschrift in der Weltpresse bedeutet hätte. Dann hätte das positive Image gelitten. Vielleicht haben sich die Firmeninhaber geärgert, weil die Investition in die Auffangnetze mehr gekostet hat, als dort ein Menschenleben wert ist.
Die Hässlichkeit des luxoriösen Lebens
Die Gedanken drehten sich weiter, förderten weitere Beispiele zu Tage, reihten sagenhafte wirtschaftliche Erfolge auf, die ihre Schattenseite haben. Glück durch Konsum versus himmelschreiendem Unrecht. Wird das in der Schule gelehrt, worauf unser Reichtum basiert? Dass hinter Schönheit Hässlichkeit lauern kann?
Lichtdurchflutete Erkenntnisse und die Schattenseite des Luxus
Ich sah die Hose an. Sie sah dunkel aus, wie sie dort vor mir lag, helle Flecken tanzten darauf. Draußen schien die Sonne und die Äste der Bäume, die sich im Wind bewegten, verdeckten das Licht und ließen es in kurzen Intervallen immer wieder aufscheinen. Licht und Schatten bedingen sich. Wenn man Werbung konsumiert, spielt sie einem einen Streich- Man sollte sie eher als Anregung aufgreifen, hinter die Fassade zu blicken.