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Tagebuch 24.05.2014: Die EuropaQual

Europapolitik

Ich sitze in einem Straßencafé. Ich interessiere mich einen Scheißdreck dafür, wie es der Welt geht. Es ist ein herrlicher Tag mit strahlendem Sonnenschein. Mir gehen Gespräche durch den Kopf. Ich höre mich einen Tag vorher sagen, dass ich Menschen nicht verstehen kann, die auf „die da oben“ bzw. „die Politiker“ schimpfen, sich aber politisch nicht engagieren. Sie überlassen „denen da oben“ die Politik.

Viele gehen noch nicht mal wählen, weil sie zu faul dazu sind, es den Weg nicht wert finden oder frustriert sind. Umgekehrt: wer sich engagiert, sich aktiv an der Demokratie beteiligt, dem nehme ich seine Kritik oder auch Verbitterung ab. Immer nur zu meckern ohne anzupacken oder ohne wählen zu gehen, ist nicht richtig. Als Argument höre ich vor meinem geistigen Auge „Aber dafür hab ich doch die Politiker gewählt, damit die was tun.“

Politik gehört nicht den Politikern, sondern dem Volk

Man kann aber das Schicksal von 80 Millionen oder der ganzen EU-Bevölkerung nicht ein paar Politikern allein überlassen. Man sollte die Parteien und ihre Köpfe beaufsichtigen, sollte sich erkundigen, ob sie für das Freihandelsabkommen sind, sollte sich darüber beschweren oder, wenn man die Zeit hat, sich in der Partei seines Vertrauens engagieren – oder eine eigene gründen.

Politische Hassrede gegen mich selbst

Ich blinzle in der Sonne, weil diese meine Hassrede gegen mich selbst gerichtet ist. Auch ich gehe wählen, und es mangelt mir an Alternativen. Ich engagiere mich aber überhaupt nicht. Vielleicht schreibe ich mal etwas aber den Hintern kriege ich nicht hoch. Die Politiker und ihre Parteien sind längst überfordert. Haben sie uns verkauft, indem sie sich in der Weltwirtschaftskrise verhalten haben, wie sie sich verhalten haben? Verkaufen sie beispielsweise mit Atommüll ohne sicheres Endlager oder mit dem Müttergeld die Zukunft der Jugend? Sind sie bestechlich? Wenn ich mir Interviews mit aggressiven und selbstherrlichen EU-Beamten ansehe, dann kommt mir das so vor. Mit anzusehen, wie die uns verkaufen, kann nicht richtig sein.

Der Politiker als Abziehbild

Auf der gegenüberliegenden Seite fährt gerade ein Wahlfahrzeug vorbei, ein Transporter mit CDU-Aufklebern. Hinten in den Fenstern ist ein lebensgroßer Photo-Aufkleber mit Brustbild des CDU-Kandidaten zur Kommunalwahl in Gelsenkirchen zu sehen. Es sieht aus, als würde er dort hinten drinsitzen. Witziger Effekt. Der eigentliche Witz ist aber, dass vorne am Lenkrad der Kandidat höchstselbst sitzt. Er fährt das Auto, dreht sich zur Seite, damit er nicht dieselbe Sitzposition einnimmt, wie der Aufkleber hinter ihm. Ihm ist das offenbar peinlich, als Fahrer seines eigenen Wahlfahrzeuges erkannt zu werden. Wenn man den Wagen so betrachtet, wirkt das surreal: Zweimal ein echter Kandidat. Vorne der echte, tatsächliche Kandidat, hinten ein Abziehbild.

Was will ich?

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