Die Stimme war ihr schon vor Monaten abhanden gekommen. Zuerst hatten sich die Stimmbänder wie verklebt angefühlt, später dann als gäben sich dicke Knoten die Hand, die jede ihrer Schwingungen verhinderten.
Aufgefallen war es niemandem. Es hatte ausgereicht, den Mund zu bewegen und die Lippen artikulierend zu formen. Alle nickten ihr verstehend zu, gaben kluge Antworten und Ratschläge. Doch dann gingen die Worte in ihrem Kopf aus.
Jedes Einzelne hatte sie bereits mehrfach verwendet und einer Bestimmung zugeführt. Mit den fehlenden Worten begannen auch die Gedanken fern zu bleiben. Und jeder nicht gedachte Gedanke hinterließ eine zerberstende Stille und unerträgliche Einsamkeit.
So rannte sie durch die Straßen, hielt ihren Kopf aus dem geöffenten Fenster des Morgenzuges oder streckte ihn durch das Schiebedach ihres Autos, dabei riss sie den Mund weit auf. Es dauerte nicht lange und die ersten Worte kamen, krachten in ihren Rachen, steckten in ihrem Hals fest, nahmen ihr den Atem und drohten sie zu ersticken. Manche rutschten fast unbemerkt direkt durch ihren Hals hinunter in ihren Magen.
Sie war sehr lange unterwegs, es war hell geworden und dunkel gewesen. Als sie wieder Zuhause ankam, erbrach sie sich.