Klingenputzer

Die Ankunft des ungebetenen Gast vollzieht sich leise, fast lautlos und mit großer Ruhe tritt er bei ihr ein, nackt ist er, seine Knochen treten hervor, er macht sie schlaflos, raubt ihr die Sprache, überlässt ihr kein einziges Wort, nicht einen letzten stummen Schrei, sie schließt die Türe nicht hinter ihm, gebietet ihm keinen Einhalt, lässt ihn gewähren, erhebt nicht ihre Hand, er berührt sie, fasst sie an, lässt seine Hand über ihr Herz gleiten, er hat keine Stimme, keinen Namen, nicht einmal ein Schatten begleitet ihn, er öffnet die Türen mit Messern, durchschneidet ihre Träume bis tief in die Wirklichkeit, labt sich an ihrem Geist, spuckt ihr Blut und webt ihre Gedanken, ihre Schwingen folgen ihm, steigen empor, sie gibt sich ihm hin, denkt nicht darüber nach, dass sie schon morgen seine Versprechen nicht wird halten können.

Wenn der ungebetene Gast geht, hat seine Stille ihre Unruhe geboren, lauscht ihr Gehör ihm nach in der tosenden Stille, wischt ihre Hand sich seinen Atem von der Stirn, entfärbt ihre Haut die geröteten Wangen, schließt er die Türe, findet sie Schlaf und sieht sich selbst.