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Haimatgefühle

heimatsuchung

„Du wirst diese Drecksleere nicht ausfüllen.“

Er blickt auf sein Photo, sieht es lange an. Zum wievielten mal heute, das weiß er nicht. Seine Augen gleiten über sein Gesicht, seine Schultern, seinen Körper. Er zieht eine Augenbraue hoch, saugt die Luft ein, schiebt die Brille zurecht, vergleicht, nimmt Maß. Er darf nichts übersehen. Dann beugt er sich über den Tisch. Schweiß steht ihm auf der Stirn, seine Wangen glänzen, mit dem Handrücken wischt er ihn weg, streift ihn an seiner Hose ab. Eigentlich kommt er gut voran. Die Grobarbeit hat er hinter sich. Sie hat lange gedauert und sie hat geblutet, sehr sogar. Es war unschön, es musste sein, aber inzwischen hat es aufgehört. Alle Adern hat er sorgsam abgeklemmt. Das hat Zeit gebraucht. Er hat Angst, etwas zu übersehen. Nun gilt es, die Feinarbeit zu erledigen. Jedes Detail muss stimmen. Es muss perfekt sein. Er kneift die Augen zusammen, die Augen sind gerötet. An der oberen Rundung muss er noch nacharbeiten. Sie muss exakt seiner Kontur folgen. Kein einziger Spalt darf sich auftun, nichts darf dazwischen passen. Er verätzt die kleinen Wunden, die aufgebrochen sind. Es riecht unangenehm, er hält die Luft an. Er greift hinter sich zu der Tube, drückt eine braune Masse heraus und verteilt sie mit dem bloßem Finger an der Kante der Rundung. Es ist fertig. Ein wunderbares Loch seinerselbst hat er geschaffen. Sein Abbild.

Ganz still liegt es da. Später wird es wieder schlagen. Dafür wird er sorgen, dafür hat er das alles gemacht. Er zieht sich aus, legt sich hinein. Es passt ihm. Er schmiegt sich an die weiche Außenhülle, fühlt dem Pochen vor, wenn es gleich wieder schlagen wird. Warm ist es, umhüllt ihn. Hier ist sein Platz, gemacht für ihn. Sie hat sich getäuscht, ihm gelingt es. So sehr sie sich auch dagegen sträubt. „Du kannst zunähen. Aber mach es so, dass die Narbe gut verheilt, sie soll sie nicht spüren“.

Sein Assistent nickt ihm zu. Dann schließt er seine Augen. Der Brustkorb über ihm schließt sich. Der Schock des Defibrilator lässt ihren Körper in die Höhe schnellen. Der Puls ist da, es schlägt nicht, der Sehnsuchtsreflex bleibt aus.

„Weil du sie nicht verursacht hast.“ Das waren ihre Worte gewesen.

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