Menschen sind unterschiedlich intensiv beharrlich oder kurzatmig, sprich: unterschiedlich motiviert, ein Ziel zu erreichen. Man könnte jenseits der Orientierung an einem Ziel aber auch sagen, dass es darum geht, mit welcher Intensität man sich dem Augenblick widmet.
Denn das Vorhandensein oder Fehlen dieser Intensität hat Konsequenzen. „Dran bleiben“, „Beharrlichkeit“, „Ausdauer“, „Negativerlebnisse positiv bewältigen“ – all das gehört dazu, etwas, das man anstrebt, auch zu realisieren und manifest werden zu lassen.
Zielerreichung als Tod der Kreativität
Der Begriff des „Zieles“ ist aber trügerisch, weil das Definieren und Erreichen eines Zieles Kreativität, die sich frei entfalten können muss, unterdrückt. Der Wert der Ideenfindung ist das Unkalkulierbare unterwegs „zum Ziel“. Wer sich darauf einlässt, kein Ziel zu haben, gibt sich selbst im Zusammenspiel mit Zufall und ungewöhnlichen Ideen eine Chance.
Versenkung als Ziel der Ziellosigkeit
Vermutlich kamen die großen künstlerischen Entwürfe durch Ziellosigkeit zustande. Dem Moment verhaftet sein, alles um sich herum zu vergessen und sich in einer größtmöglichen Ziellosigkeit, nur seiner künstlerischen Tätigkeit zu widmen, ist gleichzeitig eine Versenkung in das Ziel der Ziellosigkeit, die im Idealfall in Gestaltungswillen mündet.
Obsession und Manie im Kunstprozess
Was also gilt? Der Zwang oder das Losgelöstsein? Die Konzentration und Fokussierung oder die Zügellosigkeit? Obsessive Persönlichkeiten sind Besessene, ihr Leben ordnet sich ihrer Besessenheit unter. Es besteht aus manischen Intervallen und Phasen der Entspannung. Was hier „Ziellosigkeit“ genannt wird, ist in Wirklichkeit eine größtmögliche Öffnung für die eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen und das freie Fließenlassen assoziativer Prozesse.