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Tagebuch 03.02.2014: Der Baum der Empfängnis

Lebenszaun

Eine Frau kam an einem Baum vorbei, dessen Form sie innehalten ließ. Seine Äste wirkten wie kräftige Gliedmaßen. Die Rinde des Baumes war grob zerfurcht.

Es war war ihr, als könnte sie nicht mehr richtig schauen. Etwas trieb sie dazu, sich die Rinde des Baumes näher anzusehen – was ihr jedoch schwer fiel. Immer wenn sie sich konzentrieren wollte, verschwamm das Bild vor ihren Augen wie Sand, der durch Finger rieselte. Bis sie die Kraft aufbrachte, ganz genau hinzusehen – und da sah sie, dass die borkige Rinde in Wirklichkeit durchzogen war war von einem prallen, stark hervortretenden Aderngeflecht. Ein fast unmerklich pumpendes nervöses Zittern durchzog den Stamm. Der Baum bebte und atmete.

Der Frau wurde klar, dass dort ein Mann stand, der all die Jahre nicht mehr als ein unbedeutender Teil der Kulisse ihres Lebens gewesen war. Wie hatte sie ihn nur übersehen können? Sie berührte ihn zaghaft und spürte seine Wärme. Ihre Angst, die ihr Leben bis dahin beherrscht hatte, war augenblicklich abgemildert. Sie hatte Vertrauen, ohne einen wirklichen Grund zu haben, Vertrauen fassen zu können.

Sie sah in den Baum. Weiter oben hing eine einzelne rote Frucht. Das Bild der Frucht verschwamm vor den Augen der Frau. Sie wurde ohnmächtig und sank zu Boden. Als sie erwachte, hatte sie die rote Frucht in der Hand und sah, dass es das Herz eines Mannes war.

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