Jeden Morgen laufe ich an einem brennenden Mann vorbei. Er steht da und gibt seine Flammen in den Himmel ab. Es gibt Tage, da flackert sein Feuer ganz klein. Dann puste ich hinein. Ich fülle meinen Mund mit Luft und blase den letzten Atem meiner Lungen in seine Glut, die dann hell auflodert und mir das Gesicht wärmt. Ein einziges Mal habe ich an einem solchen Tag ein kleines Kännchen Benzin in die Flammen gegossen. Es gab eine Stichflamme bis hoch über das Haus hinaus, die mir meine Wimpern versengte. An diesem Tag hatte ich bei allem was ich ansah eine Flamme in meinen Blick und ich hatte Angst, Sachen zu berühren. Manchmal, an Tagen, an denen mir besonders kalt ist, bleibe ich stehen und wärme mir die Hände oder den Rücken. Je nachdem, ob ich Wärme von vorne oder von hinten brauche. Aber immer tut es mir gut. Im Winter, wenn es dunkel ist, sehe ich seinen Flammenschein schon, wenn ich aus meiner Haustüre trete, lange bevor er selbst mir in den Blick kommt. Es gibt Tage, an denen singt er, dann höre ich seine rauchig knisternde Stimme, wie sie Melodien erklingen lässt. Manchen seiner Melodien hat er Worte gegeben, ein anderes mal summt er nur tiefe Töne. Aber immer fängt mein Bauch davon an zu vibrieren.
Heute Morgen hat er geschrien, gebrüllt hat er, dass er verbrenne. Ich habe die Hände vor meine Ohren gehalten und bin schnell an ihm vorbei gelaufen, bis ich seine Schreie nicht mehr hörte. Ich konnte sie nicht ertragen. Aber dann bin ich doch umgedreht und bin zurück gerannt. Mein Atem ging schnell und von dem Rauch in der Luft musste ich husten. Von weitem hörte ich seine Stimme wieder. Sie war leiser geworden. Sie hatte sich zu einem kläglichen Schluchzen verkleinert. Bis ich bei ihm angekommen war, war der brennende Mann verstummt.
Sie hatten Wasser auf seinen Flammen geschüttet und ihn gelöscht. Am Boden lag nur noch ein zischender dampfender Berg dunkler Asche.