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Eine Harte Nuss: Als der dekorative den funktionalen Nussknacker ablöste

Sammlerstücke und Spielzeugfiguren als dekorative Nussknacker

Was haben Martin Luther, Sherlock Holmes und der Weihnachtsmann gemeinsam? Richtig: Sie alle gibt es in Form eines Nussknackers. Ein Nussknacker ist von Haus aus ein Werkzeug, das auf sehr unterschiedliche Weise die harte Schale der Nuss zerbricht und deren Kern für den Verzehr freigibt.

Dies geschieht, je nach Patent, durch eine Druck- oder Schlagwirkung, die durch pressen, schrauben oder schleudern erzeugt wird. Zur Handwerkskunst, die aus der Arbeiterkultur stammt, schaffte es der Nussknacker vor allem im Erzgebirge. Allerdings gab er im Laufe der Zeit seine Funktionalität zugunsten seiner Wirkung als Dekorationsgegenstand auf.

Kopfnuss: Vom Bergbau zur Schnitzkunst

Die Geschichte des Nussknackers ist lang aber schnell erzählt: Das Erzgebirge trennt Sachsen von Böhmen und verläuft entlang der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien. Traditionell wurden dort zum Beispiel Schiefer oder Granit abgebaut aber auch Stoffe wie Uran, Lithium oder Caesium. Im Erzgebirge wartet übrigens immer noch ein bedeutendes Zinnvorkommen auf seine Erschließung. Heute wird in geringem Umfang Marmor und anderes abgebaut und seit 2010 in einem neuen Erzbergwerk Fluorit. Flächendeckend Brot und Lohn verschaffte der Bevölkerung aber vor allem der Steinkohlebergbau. Als der im Niedergang begriffen war und die Bergleute – die aufgrund ihrer vielfältigen Tätigkeiten innerhalb des Bergbaus handwerklich universell ausgebildet waren – nach neuer Betätigung suchten, entstanden die Holzfiguren, die geschnitzt, bemalt und zusammengebaut wurden. Es bildete sich die für das Erzgebirge typische Kultur heraus, die auch heute noch ein Wirtschaftsfaktor ist.

Nachfolgend ein Nussknacker aus dem Erzgebirge: Auf der Kopfbedeckung die traditionsreichen Bergmanns-Insignien. (Man beachte die Kerze in Bauchhöhe.)

Kopf an Kopf: Vom Weihnachtsmann über den Engel zur Krippenfigur

Die meist aus Holz geschnitzten nur selten aus Metall hergestellten Figuren haben einen thematischen Schwerpunkt rund um die Weihnachts-Symbolik. Zu den kunsthandwerklichen Standards gehören Weihnachtsmänner, Krippen (aber auch Osterfiguren), Weihnachtspyramiden, andere Lichtensembles, Fensterbilder, so genannte Schwibbögen und Lichterbögen, reich verzierte sehr fein gesägte dekorative Motiv-Halbkreise aus Holz, Figuren wie Engel, Berühmtheiten, Handwerker, millitärisches Personal, Christbaumschmuck und Spieldosen – und eben Nussknacker, die neben Gartenzwergen und Kuckucksuhren ein Klassiker der Volkskultur und kunsthandwerklichen Darbietung geworden sind.

Doppelkopf: Kritik an Autoritäten

Typisch für den Stil vieler Erzgebirge-Figuren ist ein grimmiger Gesichtsausdruck, der aus der Zeit herrührt, als jede Art von Obrigkeit in den Figuren im Grunde karikiert wurde. Die Motivik im Erzgebirge-Spielzeugwinkel wurde ab 1800 immer weiter diversifiziert. Auch weil die Figuren Sammlerstücke geworden waren, die in limitierten Auflagen mehrere hundert Euro und mehr erzielen können. Am Nussknacker sieht man diese Entwicklung besonders gut. Denn der, ca. 1870 von Friedrich Wilhelm Füchtner zum ersten mal in der für das Erzgebirge typischen Form gedrechselt, war ursprünglich ein funktionaler Gebrauchsgegenstand, ein Gegenstand in ansprechender Form zum Nüsseknacken – und hat sich dann von seinen Wurzeln als Gegenstand entfernt.

Kopfüber: Das Ende des Nüsseknackens

Der Nussknacker zeitgemässen Zuschnitts ist eine ikonografische Überhöhung seiner selbst, denn er ist oft nicht mehr funktional, sondern nur noch dekorativ, das heißt: er knackt keine Nüsse mehr. Bedenkt man die Kosten für die Anschaffung eines Nussknackers, rückt sein funktionaler Wert im Gegensatz zu seinem Wert als Hingucker (oder Kapitalanlage bzw. Teil einer Sammlung) so tatsäclich in den Hintergrund.

Es gibt aber auch Gegenbeispiele wie diesen Specht, der auch als Werkzeug funktioniert:

Verwendung der Fotografien mit freundlicher Genehmigung von Erzgebirge-Palast.de

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