Endlich, so freuen sich die Fans, ist der Streifen von Regisseur Ruben Fleischer (Jahrgang 1974) nun doch in die Kinos gekommen. “Gangster Squad”, ein sogenannter “moderner L.A. Noir”-Film, wurde lang erwartet. Mit Zombieland hatte Fleischer einem ausgelatschten Genre neue Impulse gegeben und hatte zudem den kommerziell erfolgreichsten Zombiefilm aller Zeiten geschaffen. Sowas mag Hollywood. Mit dem Nachfolger „Gangster Squad“ wurde eine zeitgemäße Interpretation des „L.A.Noir“ erhofft. Die Erwartungen an den 75-Millionen-Dollar-Film waren zu hoch, der Druck auf den Regisseur dementsprechend hoch.
Filmstart verschoben wegen Kinomassaker in Aurora Colorado
In der ursprünglichen Fassung des Filmes war in einer Szene eine wilde Schießerei in einem Kinosaal zu sehen. Das Massaker in Colorado, das 13 Menschenleben gefordert hatte und daran erinnert, hatte die Nation geschockt. So wurde die Szene geändert und der Filmstart vom September 2012 auf Januar 2013 verschoben. Es war aber hauptsächlich das umfangreiche Superstar-Casting, dass die Freude auf den Blockbuster verstärkte: Ryan Gosling, Sean Penn, Josh Brolin, Nick Nolte, Emma Stone sind in den Hauptrollen zu sehen, Schauspieler wie Liquid-Terminator Robert Patrick (Terminator 2) oder Giovanni Ribisi in weiteren Rollen.
Ein neues Polizei- und Gangster-L.A-Märchen
Gangster Squad spielt in der Stadt der Engel an der Westküste der USA, im düsteren Los Angeles der 50er Jahre. Ein Mafiaboss der Ostküste – Mickey Cohen (Sean Penn) hat hier das Kommando übernommen. Prostitution, illegaler Waffenbesitz, Drogenhandel, Sportwetten, illegales Glücksspiel sind seine luktrative Einnahmequelle. Zudem ist er immun gegenüber der Justiz. Richter und Polizisten werden geschmiert, so kann niemand den Mobster in seine Schranken weisen.
Undercover-Gewaltverherrlichung
Entgegen aller Hoffnungen will es der Polizeichef doch versuchen und stellt eine Undercover Elite Einheit aus Polizisten zusammen, die ganz ohne Polizeimarke Mickey Cohens Leben zur Hölle machen sollen. Die Sergeants Jerry Wooters (Ryan Gosling) und John O’Mara (Josh Brolin) sind die Anführer dieser Einheit und gehen jeden nötigen Schritt, um den Gangster an seinen Machenschaften zu hindern. Sie plündern seine Geldwäschereien, irritieren seine eigenen Überfälle und versuchen seine Abläufe so zu stören, dass er nicht mehr handeln kann. Cohen findet schnell heraus, dass das LAPD hinter den Taten steckt. Ein unglaublicher Gewaltmarathon entwickelt sich – der Rest des Filmes läuft in etwa genauso berechenbar ab. Das war auch einer der großen Kritikpunkte, die nun immer lauter werden. Viele Journalisten und Filmkenner haben lange auf den verschobenen und breit angekündigten, überstilisierten Gangster Squad gewartet – und waren am Ende gar nicht zufrieden. Anstatt einen smarten Film zu entwerfen, wie es Fleischer versprach, wurde Gangster Squad zu einem stylischen Law- and Mobster-Film mit wichtigen Hollywood-Schauspielern und brutaler Gewalt und einem Drehbuch, das viele Fragen aufwirft und in Timing und Charakterzeichnung enttäuscht.
Einzig die Schauspieler überzeugen
Wäre Gangster Squad bereits wie angekündigt im Sommer 2012 erschienen, so hätte er womöglich als Oscar-Anwärter gelten können. Mittlerweile sind sich die Kritiker sicher, dass vor allem die Wartezeit und die ewigen Veränderungen am Skript dem Film letztlich geschadet haben. Erfreuen kann man sich aber an den schauspielerischen Leistungen von Ryan Gosling, der sich weiter als große schauspielerische Hoffnung etabliert und vor allem Sean Penn, der als einer der besten Schauspieler seiner Generation gilt – man denke nur an seine Leistung in „Nixon“. Er war in seiner schauspielerischen Karriere noch nie in einer schwachen Rolle zu sehen. Die Rolle des Bösewichtes übersteigert er ins Absurde. Seine maskenbildnerisch stark veränderte Physiognomie, die ihm das Aussehen eines Boxers gibt, gekoppelt mit seinem kraftvollen Einsatz, lässt an Überspanntheit nichts zu wünschen übrig. Das erinnert ein bisschen an die Interpretation der Al-Capone-Figur Robert De Niros in „Die Unbestechlichen“.
Happy End nach dem Blutrausch
Dem für das Genre typischen lakonischen Pessimismus, der Vorläufigkeit des Guten als Gewinners hält Gangster Squad am Ende sogar eine Art Happy End entgegen. Immerhin eine Innovation des Drehbuches. Die Botschaft ist, dass man eine Stadt tatsächlich säubern kann und dass das Gute gewinnen kann. Man muss nur die richtige Gewalt einsetzen. Klar, ein amerikanischer Film, über den wir da reden.