http://weh,weh,weh…, Opa Kuba tippte eine Internet-Adresse. Auf dem Bildschirm erschien ein Paar Schuhe. Ein Klick und die schönen Schuhe landeten im virtuellen Warenkorb. Opa Kuba gab seine Daten ein und schickte die Bestellung ab.
Drei Tage später wartete er auf die Ankunft des Paketes. Hin und wieder warf er einen Blick aus dem Fenster zum Hof, um zu sehen, ob gegenüber vielleicht ein Paketwagen parkte. Später am Nachmittag, als er schon lange nicht mehr geguckt hatte und in einem Fotoband blätterte, schellte es endlich.
An der Haustür stand der erwartete Paket-Mann, aber das Paket in seiner Hand war eher ein Päckchen, ein sehr kleines Päckchen. Opa Kuba stutzte, nahm es aber dann doch etwas verdutzt an. Er ging zum octogonal designten Küchentisch, holte einen Brieföffner vom Couchtisch des Wohnzimmers und zerschnitt die Klebebänder an allen drei oberen Rändern des Päckchens, schlug den Deckel zurück und blickte auf das denkwürdige Paar Schuhe. Nein, das waren nicht die, die er bestellt hatte. Er musste innerlich lachen. Ganz und gar nicht. Die Schuhe, die er nun in die Hand nahm, hatten die Größe von Puppenschuhen. Eine Besonderheit war aber zudem, dass sie so gearbeitet waren, dass selbst ein sehr kleiner Fuß keinen Platz mehr für seine Zehen gefunden hätte.
Opa Kuba sah sich die Schuhe sehr genau an, konnte sich aber keinen Reim darauf machen. Nachdem er sie vorsichtig zur Seite gestellt hatte, wühlte er im Verpackungsmaterial des Päckchens und fand ein Anschreiben. Aha, ein anderer Name, gleiche Straße, weiter runter am anderen Ende. Ein Zahlendreher in der Hausnummer. Ein Frauenname. Kannte er nicht. Dann würde er wohl mal losgehen und ihr das Päckchen bringen. Wahrscheinlich eine Sammlerin. Er packte alles so gut wie möglich zusammen und ging los. Ein kleiner Fuß-Marsch. Opa Kuba blinzelte der langsam untergehenden Sonne entgegen, als er die Straße entlang in Richtung des großes Feldes schlenderte.
Die Luft war klar, und man spürte beim Atmen die Nähe der Felder und die Jahreszeit. Viel schneller als er zu seinem Bedauern gedacht hatte, stand er auf der kleinen Treppe des Fachwerkhauses. Er betätigte die Schelle. Er hörte darauf eine kleine, angenehme Melodie im Hausinneren erklingen. Schritte. Jemand öffnete die Tür ganz vorsichtig. Ein sehr kleine Frau stand jetzt vor ihm. Sie hatte die Körpermaße einer Achtjährigen, war äußerst dünn und hatte eine gesunde bronze-gelbe Hautfarbe. Sie wirkte sehr freundlich auf ihn.
Sie begrüßte ihn. Er erwiderte und begann plaudernd von der kleinen Verwechslung zu erzählen. Sie hörte mit gespannter Aufmerksamkeit zu und wirkte, als er seine Geschichte beendet hatte, erfreut, die Schuhe in Empfang nehmen zu können. Nachdem die kleine Frau sie ausgepackt und betrachtet hatte, schlüpfte sie mit einem Fuß aus dem Hausschuh und probierte einen der kleinen Schuhe an. Bevor das jedoch geschah, hatte Opa Kuba sich einen Blick auf ihren Fuß gestattet. Er hatte nur soviel sehen können, dass es kein Fuß im herkömmlichen Sinne war, sondern ein Fußende ohne Zehen, das anstatt dessen in einem einzelnen Groß-Zeh gipfelte.
Niemand hätte auch nur einen Anflug von Verblüffung in Opa Kubas Gesicht erkennen können. Kein Wunder, dass die Schuhe so kurz waren. Es musste nur ein kurzer, großer Mini-Zeh hineinpassen, kein ganzer Mini-Fuß. Opa Kuba nahm den anderen Mini-Schuh in die Hand, zog ebenfalls einen Schuh aus, dann den Strumpf und stülpte den kleinen Schuh über seinen großen Zeh. Passte auch fast genau. Die fremde Frau und Opa Kuba lächelten sich an. Dann mussten sie herzlich lachen.
Schließlich bat die Frau Opa Kuba ins Haus, brühte einen Kaffee und erzählte ihm eine seltsame kleine Geschichte, der er innerlich staunend aber äußerlich entspannt zuhörte.
Wie könnte diese Geschichte weitergehen? Was ist das Geheimnis der sonderbaren kleinen Frau?