Es ist einfach nicht zu glauben, und es ist total perfide: Arte und die Bildzeitung machen gemeinsame Sache, um Hitchcock zu vergewaltigen. Heute Abend um 20:15 Uhr kommt auf Arte ein alter Hitchcock-Film, „Bei Anruf Mord“, der fast wie auf der Theaterbühne schildert, wie ein Kommissar den Auftraggeber eines gescheiterten Mordes überführt.
Der Film ist gut und besticht durch ein dialogisches Katz- und Mausspiel. Nur leider hat Hitchcock ihn in 3D gedreht. In Europa war diese 3D-Version aber bisher noch nicht zu sehen. Nun macht Arte daraus eine gigantische PR-Aktion zusammen mit der Bildzeitung. Die nämlich erscheint heute auch in 3D-Optik, mit beigelegter Papp-Brille.
Es ist, als machten Luke Skywalker und Darth Vader gemeinsame Sache. Was für ein erbärmlicher Mist. Man soll also die Bildzeitung kaufen, die Brille aufsetzen und dann den Film gucken. Schrecklich. Das Ende aller Kultur.
2 Responses to “Arte, Hitchcock und die Bildzeitung: Achtung! Bei Brille aufsetzen 3D-PR”
Den Versuch war’s wert. Der Werbeeffekt für beide Seiten sicher auch.
Ich gehöre zu denjenigen, die sich die Bild-3D-Zeitung gekauft hatten, um auf Arte der Film-TV-Sensation teilhaftig zu werden. Allerdings war ich nicht so sehr auf „Bei Anruf Mord“ scharf. Den hatte ich vor Jahren schon in der Düsseldorfer Black Box, die damals gerade kein Kommunales Kino war, in der 3D-Fassung gesehen . Mir war mehr nach Jack Arnolds legendärem Werk „Der Schrecken vom Amazonas“, das danach ausgestrahlt wurde.
Dennoch bekam ich das Ende vom Hitchcock mit. In Schwarz-Weiß, obwohl damals in Farbe gedreht. Starkes Bildrauschen. Die Bild-Brille taugt nichts. Hat noch nicht einmal Bügel, man muss sie die ganze Zeit mit den Fingern festhalten.
Die ganze Zeit hat zwei Minuten gedauert. Danach verdrehte, schmerzende Augen. Drehschwindel.
So habe ich dann auch auf den Schrecken vom Amazonas verzichtet. Was für ein Jammer.
Der Bild Zeitung hätte ich nun wirklich zugetraut, so eine Nummer richtig durch zu ziehen. Selbst die bild-eigenen Fotos funktionierten mit der Brille kaum. Und dass die Redaktion glaubte, diese unterirdische Qualität mit einem Heldengesang auf den Verteidingungsminister feiern zu müssen, ist gerade zu verstörend.
Oder war es umgekehrt? Diente der ganze 3D-Sensations-Quatsch nur dazu, den Verteidigungsminister in ein positives Licht zu setzen? Alles nur inszeniert für den mutigen Afghanistan-Reisenden?
Mir ging’s so ähnlich, nachdem ich die Brille aufgesetzt hatte, bekam ich Schnappatmung und fiel in eine Art unbegrenztes Koma, in Trance fand ich mich auf der Dachrinne des Hauses balancierend, dabei lief mein komplettes Leben rückwärts vor meinem geistigen Auge ab – natürlich in 3D. War aber irgendwie schräg, war wohl eine durch die Bildzeitungs-Brille gesehene Vision.