Duisburg nach der Loveparade-Katastrophe. Im Rathaus ist es ganz still. Ins dort ausliegende Kondolenzbuch haben sich nicht viele eingetragen – und wenn, dann stellen sie Rücktritts-Forderungen oder machen Vorwürfe. Das eigentliche Kondolenzbuch befindet sich unter der Brücke, bei der die 21 Menschen zu Tode kamen. Dort tragen sich viele Menschen ein.
Oberbürgermeister Adolf Sauerland, der von vielen für die Geschehnisse verantwortlich gemacht wird und sich mannigfaltigen Rücktritts-Forderungen ausgesetzt sieht, ist mehr oder weniger abgetaucht. Das Rathaus wirkt wie paralysiert. Es wird von den Duisburger Bürgern wohl mehrheitlich als der Ort angesehen, der die Verantwortung für die Toten und Verletzten zu tragen hat. Sauerland hat ein Interview gegeben, in dem er sich rechtfertigt. Wirklich Neues bringt das nicht.
Trauerumzug und Gottesdienst mit Liveübertragung am Samstag
Wir hatten bereits den Trauerumzug, der um 16.30 Uhr am kommenden Samstag, dem 31. Juli 2010, am Haupt-Bahnhof beginnt, angekündigt. Vorher findet am gleichen Tag um 11 Uhr ein Gottesdienst statt. Die ökumenische Trauerfeier für die Opfer der Loveparade wird ab 10:40 Uhr vom ZDF übertragen. Der Gottesdienst in der evangelischen Salvatorkirche, direkt neben dem Rathaus in Duisburg, wird vom Essener Bischof Franz-Josef Overbeck und dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, geleitet. Es werden viele Besucher erwartet, man spricht von über 100.000 – etwas zuviel für die Kirche mit ihren 550 Plätzen. Deshalb wird der Gottesdienst ins Duisburger Fußballstadion, die MSV-Arena, übertragen. Public Viewing der anderen Art. Von der Unglücksstelle zur MSV-Arena hatte es am Mittwochabend schon einen Trauermarsch von 1.200 Fußballfans gegeben.
Hoher Besuch: Angela Merkel, Christian Wulf und Landesmutter Hannolore Kraft
Die Angehörigen der Opfer sind zur kirchlichen Trauerfeier eingeladen. Sie sollen nach der Veranstaltung in der Duisburger Karmelkirche im Innenhafen seelsorgerisch betreut werden. Eventuell gibt es auch ein Treffen der Angehörigen mit Bischof Overbeck, Präses Schneider, unter Umständen auch mit Angela Merkel, Christian Wulff und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die am Gottesdienst teilnehmen. Sauerland hatte die Teilnahme abgesagt, weil er die Angehörigen und die Öffentlichkeit nicht mit seiner Anwesentheit provozieren wollte. Zudem gibt es aber auch Morddrohungen gegen ihn. Man munkelt, die CDU in Form von Angela Merkel werde auf Sauerland einwirken, damit erdoch noch zurücktritt. Der Druck auf Duisburgs Oberbürgermeister ist imens.
Hochschulinterne ökumenische Trauerfeier heute in der Universität Duisburg
Die Universität Duisburg lädt heute alle Hochschulangehörigen um 18 Uhr zu einer universitätsinternen ökumenischen Trauerfeier in das Mercatorhaus, Lotharstraße 57, auf den Campus Duisburg ein. Es soll den Opfern der Loveparade gedacht werden. Geleitet wird die Feierlichkeit von Hochschulpfarrer Klaus Giepmann und dem stellvertretenden Superintendenten Helmut Keus.
Trauerzentrum Unterführung Karl-Lehr-Straße
Ein Großteil der Trauerarbeit findet unabhängig von diesen Veranstaltungen aber am Ort des Geschehens statt, in und an der Unterführung auf der Karl-Lehr-Straße. Wer mittrauern oder der Opfer gedenken will, reiht sich am Samstag in den Trauerzug ein, der um 16:30 Uhr vom Bahnhof losgeht und dorthin führt.