Der erste Tag der Fußballweltmeisterschaft hat mir sehr zu denken gegeben: Bier in 0,33 l-Gebinden greift zu kurz. Mit der Qualität des Fußballs und mit dessen Spannung muß sich auch die Verpackungseinheit des Bieres vergrößern.
Der zweite WM-Tag ist genauso vielversprechend wie der erste. Klar, ich sehe das positiv. Was würde es bringen, wenn der immer große Favorit erwartungsgemäß gewinnen würde? Selbst wenn er wunderbaren Fußball spielte: Gingen die Spiele zu eindeutig und routiniert über die Bühne, wäre das nur vorhersehbar und langweilig.
Die Wahl des Bieres als Grundlage für eine geschärfte Wahrnehmung
Das wirklich Wichtige ist aber: Wer aus 0,33-Flaschen trinkt, muß zu oft aufstehen, um das Bier aus dem Kühlschrank zu holen. Also müssen 0,5-er her. Ich wähle für den zweiten Tag zwei herrliche Hövels aus Dortmund. Auch Bügelverschluß-Flaschen. Nun gut, für zwei Flaschen müßte ich nicht oft aufstehen, eigentlich nur einmal. Wenn ich die gleiche Menge rechnerisch auf 0,33-er verteilen würde, müßte ich jedoch einmal mehr laufen. Dabei könnte ich unter Umständen ein Tor verpassen. Also, is klar, das richtige Bierformat sind zwei gekühlte 0,5-er, eins in der ersten Halbzeit des vermutlich wichtigsten Spiels, eins in der zweiten Halbzeit.
Das erste Spiel am 12. Juni 2010: Korea gegen Griechenland (2:0)
Das erste und einzige Spiel der ersten zwei Tage mit mehr als einem Tor für eine der beiden Seiten. Die laufstarken Koreaner haben sich das verdient. Ein Team, das überzeugte und diesen Vorteil auch endlich mal in Tore umsetzen konnte. Was wird man von den Koreanern noch erwarten können? Griechenlands Trainer Otto Rehagel muß unter Umständen mit einem frühen Ausscheiden seiner Mannschaft rechnen.
Das zweite Spiel am 12. Juni 2010: Argentinien gegen Nigeria (1:0)
Ich hatte schon gestern von den Südamerikanern geschwärmt. Auch hier ein ähnliches Bild wie gestern: Sympathisch aufspielende Nigerianer. Superstar Messi, den Kommentator Günther Netzer für den augenblicklich besten Fußballer der Welt hält, konnte für die Argentinier kein Tor erzielen. Viel wichtiger war aber, dass alle Welt posaunen mußte, das Diego Maradona, der ehemalige Alltime-Weltklasse-Spieler, der nun Argentiniens Coach im für ihn ersten Länderspiel ist, eigentlich gar kein Trainer wäre. Das war seinerzeit Franz Beckenbauer für Deutschland als „sportlicher Direktor“ auch nicht gewesen und ist trotzdem mit seiner Mannschaft Weltmeister geworden. Maradona ist eine Lichtgestalt, man blickt zu ihm auf und ist sofort erleuchtet. Hoffentlich. Nichtsdestotrotz. Das Spiel war ebenso spannend wie die anderen davor. Hat sich gelohnt.
Das dritte Spiel am 12. Juni 2010: USA gegen England (1:1)
Auch hier ein viel diskutierter, sehr guter Wayne Rooney für England. Er blieb torlos, obwohl er sich redlich mühte. Der schöne Beckham blickte zusammen mit seiner gezerrten Achilles-Sehne im feinen Zwirn ernst von der Bank auf das Spiel-Geschehen. Ich muß mich daran erinnern, dass ich vor kurzem einen Artikel über Fußballer und Styling gelesen habe. Darüber, dass nun auch Fußballer darauf achten, dass die Haare gut liegen, dass sie feinste Markenware tragen, den Stilberater einfliegen lassen. Ein falsches Signal. Schrecklich. Ich greife zum Bier und nehme einen extrem großen Schluck, um diesen Gedanken ertragen zu können. Die USA haben keine Könner am Ball, keine Super-Dribbler oder Ball-Zauberer, sie überzeugen als starke Mannschaft ohne hervorragende Einzelkämpfer. Das war bei anderen Mannschaften bisher auch schon so. Vielleicht findet so der Fußball zu seinen Wurzeln zurück. Das Gruppengefüge muß stimmen. Und morgen? Wie wird Deutschland dastehen? Und falls es gewinnen sollte, dann deshalb, weil ein guter Mann treffen oder weil die Mannschaft zusammen halten würde? In jetzigen politischen und wirtschaftlichen Zeiten nicht nur ein Spiel sondern ein übergeordnetes Signal. Ich blicke auf das Hövels. Die Flasche ich leer.
(Text: 2Step)
Weitere Spielberichte zur Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika
21. Tag: Deutschland gegen Argentinien, Spanien gegen Paraguay
20. Tag: Niederlande gegen Brasilien, Ghana gegen Uruguay
19. Tag: Paraguay gegen Japan, Spanien gegen Portugal
18. Tag: Niederlande gegen Slowakei, Brasilien gegen Chile
17. Tag: Deutschland gegen England, Argentinien gegen Mexiko
16. Tag: Uruguay gegen Südkorea, USA gegen Ghana
15. Tag: Portugal, Brasilien; Nordkorea, Elfenbeinküste; Chile, Spanien; Schweiz, Honduras
13. Tag: England, Slowenien; USA, Algerien; Deutschland, Ghana; Australien, Serbien
12. Tag: Mexiko/Uruguay; Frankreich/Südafrika; Nigeria/Südkorea; Griechenland/Argentinien
11. Tag: Portugal, Nordkorea, Chile, Schweiz, Spanien, Honduras
10. Tag: Slowakei, Paraguay; Italien, Neuseeland; Brasilien, Elfenbeinküste
9. Tag: Niederlande, Japan; Australien, Ghana; Kamerun, Dänemark
8. Tag: Deutschland, Serbien; Slowenien, USA; England, Algerien
7. Tag: Südkorea, Argentinien; Griechenland, Nigeria; Frankreich, Mexiko
6. Tag: Honduras, Chile; Spanien, Schweiz; Südafrika, Uruguay
5. Tag: Neuseeland, Slowakei; Elfenbeinküste, Portugal; Brasilien, Nordkorea
3. Tag: Slovenien, Algerien; Ghana, Serbien; Deutschland, Australien
1. Tag: Südafrika, Mexiko; Uruguay, Frankreich