Karl Marx ist tot, seine Gedanken aber offenbar noch lange nicht. Aufgehübscht und medialisiert lächeln sie einen von der Silberscheibe an. Du sollst Dir eigentlich kein Bild machen, aber was haben Gott, der Weihnachtsmann und Harry Rowohlt gemeinsam? Richtig, sie sehen alle aus wie Karl Marx, der mit seiner ins Mark der Gesellschaft zielenden Analyse „Das Kapital“ einen Stein ins Rollen gebracht hat, der jüngst wieder mal im Zuge der Weltwirtschaftskrise an Fahrt aufgenommen hat. Seine Gedanken sind jetzt per DVD zum Bild materialisiert worden.
Im engeren Sinne geht es aber nicht nur um das Gedankengebäude Marx‘ als Kapitalismuskritik, sondern um die Sichtweise von Sergei Eisenstein, des russischen Filmemachers, der mit dem „Panzerkreuzer Potemkin“ von 1926 einen filmgeschichtlich relevanten Stummfilm gedreht hat.
Sergei Eisenstein, der genialische Filmemacher und „Das Kapital“
Eisenstein nämlich wollte den Plan realisieren, „Das Kapital“ ästhetisch aufregend zu verfilmen. Hatte Eisenstein bereits mit „Panzerkreuzer Potemkin“ eine neue Filmsprache entwickelt, sollte der neue Film wesentlich weiter gehen. Er wollte sich auf Joyce‘ Aneinandereihung verschiedendster Ereignisse und Wahrnehmungen beziehen – eine aus damaliger Sicht äußerst moderne Darstellungsweise. Es wäre interessant gewesen, diesen Film zu sehen. Da er nie realisiert wurde, geht das leider nicht. Ungefähr bis jetzt.
Alexander Kluge zwischen Philosophie und Medialität
Nun hat die Idee, „Das Kapital“ in filmische Bilder und Momentaufnahmen zu kleiden, ein anderer Filmemacher umgesetzt, Alexander Kluge. Der hat wie es heißt „filmische Miniaturen zu Marx’ Theorie“ auf drei DVDs gepackt und mit seinen einfühlsamen Interviews mit Geistesgrößen unseres Landes angereichert. So kamen unter dem Titel „Marx-Eisenstein-Das Kapital“ drei Silberlinge zu 570 Minuten versehen mit einem Essay von Alexander Kluge zusammen.