Auf den ersten Blick das übliche gedankenlose Gelärme im Vorfeld einer Wahl. Doch auf den zweiten Blick erkennt man die Tiefe und den Weitblick der nordrhein-westfälischen Frontfrau der SPD, Hannelore Kraft.
Hartz-IV-Empfänger sollen künftig einfach umsonst arbeiten, da sie ja eh nicht vermittelbar sind, zumindest jeder vierte. Znächst einmal kann man sie beglückwünschen, da hat doch mal jemand in der SPD gemerkt und öffentlich gesagt, dass die Vollbeschäftigung auch mit ihr nicht kommen wird. An dieser Stelle darf man sie zu ihrem Realitätssinn beglückwünschen. Aber schon im nächsten Augenblick fragt man sich irritiert, war es nicht der gesellschaftliche Auftrag gerade dieser Partei auf die zerstörerische und menschenverachtende Logik dieses Wirtschaftssystems zu verweisen? Statt sich in evangelischer Sozialarbeiterinnen-Manier darüber Sorgen zu machen, ob die Hartz-IV-Empfänger sich denn auch selber beschäftigen können? Geblieben zu sein, scheint von der Kapitalismuskritik nur noch die protestantische Ethik: Sinnstiftung über Arbeit.
Und da klingelts dann und die vorausschauende Kraft wird plötzlich deutlich. Es ist einfach Angst! Da es auch die WählerInnen gemerkt haben, dass Sozialdemokraten ihre gesellschaftliche Funktion eingebüsst haben, wird im Mai vermutlich jeder vierte Sozialdemokrat nicht mehr in den Landtag vermittelbar sein! Na und was dann.
Es sei ihnen versichert, kein Mensch ist überflüssig – auch sie nicht. Ich empfehle Ihnen, Frau Kraft, sich rechtzeitig schon im Wahlkampf nach anderen Beschäftigungsmöglichkeiten umzusehen, dann wird der Bruch nicht so krass. Und vielleicht machen Sie sich und ihren Mitmenschen in ihrer neuen Rolle dann mehr Freude.
2 Responses to “Die vorausschauende Kraft oder wer braucht eigentlich SozialdemokratInnen?”
[…] train coming: Die NRW-Wahl ruckelt näher, die Parteienlandschaft wackelt und die Parteien ringen um Aussagen, damit sie Slogans bringen können, die Wähler beeindrucken. Was sagt die SPD über die schwer […]
[…] zu stehen, ganz konkret und klar und ohne Wenn und Aber. In der Hartz-IV-Debatte hat sie bereits Position bezogen. Demnächst könnte sie weniger fette Begriffe bringen, weil der Wähler etwas mit ihnen […]