Seit jeher ringen Sach- und Unterhaltungsaspekte um Aufmerksamkeit, um die Gunst der Leser und Zuschauer. Im Falle J. D. Salingers überwiegt nach seinem Tod das Interesse weniger an seinem Werk und mehr an dem Menschen hinter diesem Werk.
Wer war er? Wie war er? Journalist Jordan Mejias schreibt im Feuilleton der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom heutigen Tage in einem kurzen Artikel mit Bezugnahme auf die Recherchen der New York Times in Salingers Wohnort über den Menschen Salinger: Wo er eingekauft hat, was für ein Auto er gefahren hat, was die Leute über ihn dachten.
Das Menschliche hinter dem Kult
Das Ganze hat ein bißchen was von einer Schatzausgrabung oder etwa von der Bergung der Titannic. Bei einem, der sich den Medien jahrzehntelang verweigert hat, wird es zum Politikum, wo er seine Brötchen kauft. Salinger, der sich der Profanisierung erfolgreich entzogen hat, wird so im Nu trivialisiert. Man könnte andererseits auch sagen: Die Kultfigur wird vermenschlicht.
Wie ist das Werk Salingers anzusehen?
In Zeitalter der Unterhaltung ist es für den Buchverkauf immer auch wichtig, über den Menschen zu schreiben. Die Literaturkritik macht sich seit Anbeginn Gedanken über Werkimmanenz und Werktranszendenz, also darüber, ob das Werk ohne weiteres Zusatzwissen für sich stehen sollte oder ob äußere Faktoren zur Bewertung hinzugezogen werden müssen. Im Falle von Salinger, das sei eingeräumt, eine nicht alltägliche Überlegung, weil Salinger sein literarisches Werk für sich stehen ließ und nichts von sich preisgab.
2 Responses to “J. D. Salinger: Das Werk ohne Autor”
[…] Einfluß nahm, dass die sich reihenweise selbst töteten – mit „Der Fänger im Roggen“ von J. D. Salinger (1951) oder eben mit einem Buch wie „Axolotl Roadkill“ (2010). Man könnte jetzt […]
[…] „Drift Code“. Hollis zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und wurde zum Howard Hughes oder J. D. Salinger der Musik. Über sein Leben bzw. seinen Tod ist kaum etwas bekannt, außer dass Hollis seine […]