Du findest eine Gruppe oder einen Sänger gut, lädtst Dir ein paar Stücke runter. Dann vergeht Zeit und es kommt ein neues Album raus. Du kaufst es oder lädtst Dir wieder das ganze runter. Aber: Keine neue Idee weit und breit.
Kennst Du eine Pere Ubu-CD, kennst Du im Prinzip alle. Das stimmt zwar nicht ganz, weil es Variationen gibt. Aber es stimmt im Prinzip. Es ist bei vielen Künstlern so, als hätten sie lediglich eine Idee und die wird ein Leben lang breit getreten. Ähnlich bei bildenden Künstlern: Hast du einen Van Gogh gesehen, kennst Du den Bildaufbau, den Pinselstrich, seine Art, die Welt zu sehen. Das ist irgendwann nicht mehr überraschend. Das Gelernte immer wieder neu zu sehen, ist ein unspektakulärer, herkömmlicher Vorgang.
Intervalle und serielle Abläufe schaffen eine Basis
Das ganze Leben ist eine Aneinanderreihung von gleichen oder ähnlichen seriellen Abläufen, von Ereignissen, die durch Intervalle strukturiert werden. Warum sollten ästhetische Lebensäusserungen davon abweichen? Im Gegenteil: Konstanz und Gleichläufigkeit gehören für die meisten Menschen untrennbar zum Leben. Ein Künstler, der so bleibt wie er ist, der sich nicht paranoid aufspaltet und ein völlig anderer würde, schafft Orientierung, bringt Stabilität ins eigene Leben – und in die fiebernden Blicke der Betrachtergroupies.
Langatmig: Die Ästhetik des immer Gleichen
Wer will schon, dass Sting (wieder) Punkmusik macht? Und ist Vincent Van Gogh noch Vincent Van Gogh, wenn er vollständig anders malen würde? Kann man einen Künstler nicht im Gegenteil daran identifizieren, weil er so klar erkennbar weil immer gleich ist? Ist das der Grund dafür, das Radikal-Innovatoren nicht konsumierbar und deshalb nicht massenkompatibel erfolgreich sind?
Schnell und heftig: Explodierende Expressionisten
Ist es verwerflich, wenn alles immer gleich abläuft? Vielleicht nicht; denn Kunst entspricht natürlich ihrem Schöpfer, und da der sich in der Regel auch nicht radikal verändert, ist klar, dass es Konstanten in der Kunst geben muss. Man sagt von Expressionisten, ihre Kunst entwickle sich in einer relativ kurzen Zeitspanne fast explosionsartig und danach werde alles schlagartig ruhiger und gleichförmiger. Das mag bei den Expressionisten besonders ausgeprägt sein, beschreibt aber auch generell den immer gleichen Ablauf eines Menschenlebens.
Gleichförmigkeit und Innovation
Gleichförmigkeit führt zu Langeweile. Innovation ist spannend, weil sie Neues bringt. Innovation ist Neuerfinden, vielleicht sich selbst neu erfinden? Manche können das. Manche haben mehr als eine Idee. Dass zum Beispiel Apple so erfolgreich ist, hängt nicht nur mit dem Nutzwert seiner Produkte zusammen sondern auch damit, dass das Unternehmen ideenreich und damit auch seine Produkte spannend sind. Also: Lediglich eine Idee zu haben, ist zutiefst menschlich, es ermüdet aber auch. Deshalb: Erfindet euch neu!