Es gibt wohl keinen Regisseur, der nicht mal fremd geht. Das heißt, in anderen Genres dreht: Als Filmer von Werbung, Musik-Clips oder Ersatzregisseur. Sonst wird’s mitunter zu langweilig. Früher gab es eben nur Kino, danach Fernsehen und dann lange erstmal nichts mehr. Heute ist das anders.
„StarWars“‘ George Lucas sprang als Hilfs-Sheriff bei Peter Jackson ein, weil der mit seiner „Herr der Ringe“-Trikolore nicht zu Rande kam. Tarsem Singh, ein Top-Werbefilmer, drehte mit „The Fall“ seinen zweiten ambitionierten Kinofilm. Und viele Regisseure der letzten Generationen unterscheiden sowieso nicht mehr zwischen Kino oder anderen Projekten, wie Spike Jonze oder David Fincher, der Mann, der aus der Werbung kam und mit dem dritten „Alien“-Kinofilm, sein Spielfilm-Debüt hingelegt hatte.
David Lynch, der Werbefilmer
Kein Wunder also, dass David Lynch, der Kinofilmer, der mit „Twin Peaks“ im übrigen auch eine Serie gefilmt hat (mit anschließender Kinoauswertung), vieles Anderes macht. Ich hatte darüber geschrieben, dass Lynch eigentlich ein bildender Künstler ist, eine Ausstellung kündet im Augenblick davon; dass er außerdem Musikvideos dreht; und dass er mit Kurzfilmen angefangen hat. Fehlt nur noch David Lynch, der Werbefilmer.
Obsessionen eines Avantgarde-Regisseurs
Die drei nachfolgenden Clips versuchen Parfüm mit Literatur zu koppeln. Es fallen die Namen „F. Scott Fitzgerald“, „Ernest Hemmingway“ und „D. H. Lawrence“. Ein fruchtloses Unterfangen, das eher lächerlich wirkt. Lynch hatte offenbar einen künstlerischen Ansatz im Kopf, nur hat der nicht funktioniert. Mit Werbung verdienen große Regisseure relativ schnell viel Geld, was verlockend und korrumpierend ist.
Werbung wie ein Duft von Mottenkugeln
Aber eine ganz andere Frage ist, ob der Griff in die Mottenkiste der Literatur geeignet ist, werblich einen Unterhosenhersteller dabei zu unterstützen, sein Duftwasser an den Mann zu bringen.
Erster Clip: Thema „F. Scott Fitzgerald“
F. Scott Fitzgerald, Modeautor der so genannten Roaring Twenties, vielversprechend, produktiv, erfolgreich, hochgelobt, mit seiner Frau Zelda das Traum- und Partypaar der damaligen Zeit, verlor alles: Seine Frau wurde wahnsinnig und verbrannte im Irrenhaus, er ging als Alkoholiker nach Hollywood und geriet in Vergessenheit.
Zweiter Clip: Thema „Ernest Hemingway“
Ernest Hemingway, der große amerikanische Erzähler, lebte ein wildes Männer-Leben, war Alkoholiker, wurde vom CIA beschattet – was er bemerkte und weshalb ihm zu Lebzeiten Verfolgungswahn unterstellt wurde – war als Resultat seines Männlichkeitswahns zeitweise impotent und beging Selbstmord mit seiner Schrotflinte.
Dritter Clip: Thema „D. H. Lawrence“
D. H. Lawrence, der „Lady Chatterley“-Autor, ebenfalls ein Klassiker, allerdings einer, der wegen explizit sexueller Schilderungen angefeindet und verboten wurde. Hat David Lynch in seine Clips eine Hintertür eingebaut, um mit drei gebrochenen Helden aus der Verkaufswerbung eine antagonistisch funktionierende Anti-Werbung zu konzipieren?
3 Responses to “Werbung: David Lynch und die „Obsession“-Werbeclips”
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