Deutschland, Land der Ingenieure. Wir sind der Nabel der Welt des Maschinenbaus und innovativer Motor vieler hochtechnologisierter Entwicklungen. Dazu gehört z.B. auch der Bau von Waffen und Industrierobotern, was u.U. dazu führen wird, dass das Terminator-Orakel mit Uncle Arnie in der Hauptrolle doch noch Wirklichkeit werden könnte.
Die glänzendsten Perlen der technologischen Entwicklung haben oft mit eleganter Rasanz zu tun: Der ICE als Hochgeschwindigkeitszug, in dessen schönen Sesseln die Fahrgäste gerne lümmeln. Oder der Large-Hadron-Collider in Cern, der durch Kollision von Teilchen nahe an der Schwelle zur Lichtgeschwindigkeit Aufschlüsse über die Beschaffenheit der Kleinststrukturen des Universums liefern soll – sofern es nicht eines Tages zu einer unbeabsichtigten Kettenreaktion kommt, die – Upps – den ganzen Planeten entvölkert. Dann sind da noch Flugzeuge, die Massen von Menschen in andere Zeitzonen führen. Manchmal denke ich, dass nicht wir die Krone der Schöpfung sind, sondern diese von Menschenhand geschaffenen Wunderwerke der Technik – so schön sind sie anzusehen, so unglaublich ist es, dass Menschen sie entwickelt haben und so fantastisch, dass sie tatsächlich funktionieren.
Wunsch und Vorstellung technischer Machbarkeit
Doch dass sie es tun, ist leider reine Fiktion: Was werden die Hinterbliebenen der ICE-Unfallopfer denken? Die Flugzeuge verpesten die Atmosphäre, zerstören die Umwelt und merzen mit grinsender Turbine die hilflose Ozonschicht aus. Und Teilchenforschung hat immer schon kleine, hässliche Nebeneffekte gehabt: Zum Beispiel die Entwicklung der Atombomben oder der Atomkraftwerke, die die Welt entweder mit einem explosiven Paukenschlag oder schleichend per Dauerverstrahlung heimsuchen.
Leider hat die Sache noch einen anderen Haken
Die Technik ist gar nicht so fantastisch. Genauso wie auch die Komplexität von Atomkraftwerken niemals handhabbar sein wird, genauso ist jede Technik, die über simpelste Einfachheit hinausgeht, störanfällig, sogar lächerlich und irrwitzig störanfällig. Ich denke an Tschernobyl und stelle mir so vor, dass ein deutscher Anlagenüberwachungstechniker sein Butterbrot isst. Dabei fällt ihm eine Gurkenscheibe aus seiner Klappschnitte auf den Boden, er bückt sich reflexartig, kommt mit dem Kopf unbeabsichtigt an einen Kippschalter. Gleichzeitig hat er seinen Latte Macchiato-Becher umgehauen, der in das Steuerpult einsickert – und mit dem Fuß hat er einer Kollegin, der gerade hinter ihm stand und sich zu ihm gebeugt hatte, um ihn scherzhaft zu erschrecken, ungewollt ein Bein weggehauen, sodass sie sich auf einem anderen Teil des Pultes abstützen muß. Dabei aber hat sie gleichzeitig ein Dutzend Knöpfe bedient. Durch diese völlig unwahrscheinliche Verkettung von Umständen kommt es zu einer krass-fetten, flächendeckenden Kernschmelze, die dann aber von der Atomindustrie heruntergespielt wird.
Zum Glück liegt dieses erdachte Szenario weit weit entfernt. Oder?
Schön wär’s, aber leider, leider wartet es im Gegenteil direkt um die Ecke, sozusagen hinter jeder Ecke. Das fängt zum Beispiel ganz harmlos vor ein paar Tagen mit einem Küchlein an: „Paranoia zwischen Hamburg und Berlin“ hätte die Schlagzeile lauten können. Ein ICE musste angehalten werden und alle 150 Passagiere aussteigen, weil ein verdächtiges Paket gefunden wurde, das niemandem gehörte. Der hunderte Kilometer schnelle, tausende PS starke ICE, gestoppt vielleicht von einer hutzligen, kleinen Rentnerin, die ihrer Familie eine Freude bereiten wollte aber das Mitbringsel im Zug hat liegen lassen? In dem Paket jedenfalls war, wie das Bombenräumkomande erleichtert feststellen konnte, ein leckerer Kuchen.
Up, up in the sky and fly, fly away? Oje!
Schon bedenklicher wird es bei der Luftfahrt. Am 14. September mußte ein Flugzeug in Stuttgart notlanden, weil sich das Fahrwerk nicht ausfahren ließ. An Bord Franz Müntefering und inklusive Besatzung 77 Normalsterbliche. Seit vergangenem Wochenende ist die Ursache geklärt: Kleine Kunststoffteilchen waren ins Hydrauliksystem gelangt, wie die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung stirnrunzelnd ermitteln mußte.
Krümmel gegen Stahl-Kolosse
Richtig humorvoll aber wird es bei den Geschehnissen rund um den Teilchenbeschleuniger LHC in Cern anfangs des Monats: Krümmel von einem herrlich belegten Baguette, die einem Vogel aus dem Mund gefallen waren, hatten die Multi-Milliarden-Anlage lahmgelegt. Offensichtlich müssen gerade große technische Entwürfe vor alltäglichem Kleinkram kapitulieren. Und die Moral von der Geschicht’? Vertraue großer Technik nicht!