Eine Frage mit einem ganz langen grauen Bart: Worüber schreibt ein Musiker, der dauernd tourt? Bekommt er vom so genannten normalen Leben eigentlich soviel mit, dass er noch genügend Inspirationen und Themen für neue Musik hat?
Wie ist es mit einem Filmemacher wie Quentin Tarantino, der alle Filme der ganzen Welt schon mal gesehen hat? Macht er Filme, die vom Leben geprägt sind oder solche, die von anderen Filmen beeinflußt werden?
Quentin Tarantinos Kunst der Collage
Denn jeder weiß, dass sich Tarantino fleissig bei anderen Filmen bedient. Er ist eine Art Collageur wie John Heartfield oder Max Ernst oder keiner von beiden, da er weder politisch noch surreal ist, sieht man mal von seinem neuesten Film ab. Alle seine Filme funktionieren wie Collagen, die aus genretypischen Versatzstücken zusammengestellt sind. Bei „Pulp Fiction“ und „Jackie Brown“ stand noch die homogene Story im Vordergrund, was das Fragmentarische in der Erzählung nicht so stark zu Tage treten ließ.
„Deathproof“ als zu perfektes 70er-Revival
„Deathproof“ aber ist bis in seine Details hinein mit seiner langatmigen Dramaturgie ein gigantisches 70er-Jahre-Zitat. Der Film ist so konsequent dramaturgisch falsch, so simplifizierend flach in seinen Personen-Charakterisierungen, so langweilig und spannungslos – er wimmelt sogar technisch nur so vor bewußten 70-er Schnittfehlern –, dass der Streifen tatsächlich in den 70-ern hätte gedreht sein können.
Puzzle-Kunst: Zuviel Zitat, zu wenig künstlerische Ausdruckskraft
Tarantino hat sich hier selbst überholt. Aber keiner hat den Witz verstanden, keiner hat über die stilistisch-technisch-dramaturgisch perfekt nachempfundene Parodie gelacht, sondern sie ernst genommen. Deshalb mußte der Film floppen. Ein weiteres Beispiel für die tarantinoeske Langeweile, allerdings zeitgemäß technisch perfekt umgesetzt als 1:1-Paraphrase von Sergio Leones Western ist „Kill Bill“. Hier werden nicht nur billige sondern auch ästhetisch anspruchsvolle Kung-Fu-Filme zitiert sowie Manga- und Zeichentrickfilme.
Was ist anders an Inglourious Basterds?
Hier steht die Jacke im Vordergrund, wieder ein Versatzstück und zugleich haarsträubende Neuinterpretation des wichtigen Merchandise-Gedankens. Laut der Hauszeitschrift einer großen Fastfoodkette, auf die ich mich als Quelle ausdrücklich berufen möchte, hat die 600-köpfige Crew, die an dem Film gearbeitet hat, komplett die so genannte „Tarantinojacke“ getragen, um dem „deutschen Winterwetter“ zu trotzen. Sie haben es geschafft: Keiner aus der Crew ist erfroren oder vom Wind hinweggefegt worden, auch ist niemand ertrunken. Der Grund: Die Jacke sei „zu 100 Prozent wasser- und windabweisend“.
Das Happy End
Na ein Glück. Da bezahlen wir dann auch gerne die 149,95 Eur, die das Ding kostet. Übrigens hergestellt in Kooperation „mit dem Studio Babelsberg“. Auf dem Rücken aufgestickt : „Inglourious Basterds“ – auf wen bezieht sich das? Auf den Film oder den Hersteller der Jacke?
One Response to “Bastards: Die Coollagen des Quentin Tarantino”
[…] böse werden. Ungerecht. Aggressiv. Moderator Krishnan Guru-Murthy musste das erfahren, als er Quentin Tarantino auf die Gewalttätigkeit in seinen Filmen ansprach. Das ist ein rotes Tuch für viele […]