Diesmal wissen wir wirklich nicht mehr weiter. Wir haben hier auf Endoplast unter dem Label „Kuriose Schreibgeräte“ bereits drei Kugelschreiber rezensiert. Aber alle beide können wir uns nicht mehr daran erinnern, wie das „kurios“ überhaupt zustande kam. Denn wir stehen gar nicht auf kitschige Schreibgeräte. Wir schreiben wirklich total gerne, und deshalb mögen wir hochwertige Schreibgeräte.
Nun wurden wir permanent angesprochen, weitere Schreibgeräte dieses Kalibers zu besprechen, auf Materialität und Ergonomie hin zu überprüfen, obwohl wir dazu echt gar keinen Bock haben. Es gibt so schöne, herrliche neue Füller, Tintenroller und Kugelschreiber von renommierten Herstellern. Über die würden wir gerne schreiben, weil es da ernst wird, weil es da wirklich um die Sache des Schreibens geht.
Nun gut, um es kurz zu machen: Wir haben widerwillig abgestimmt und sind beide dafür, diesen einen „kuriosen“ Artikel heute nachzuschieben. Damit ist es aber jetzt genug. Kommentaren, die fordern, die Reihe fortzusetzen, werden wir entschlossen entgegentreten.
Worüber sprechen wir heute? Über Seriösität. Man kann ins Stadttheater gehen und – sagen wir – ein Beckett-Stück ansehen, sich intellektuell damit auseinandersetzen. Aber man kann auch in eine Peep-Show gehen und sich reflexartig amüsieren. So breit gefächert kann die Spannbreite der Unterhaltung sein: Von der Hochkultur in die dreckigen Niederungen der körperlichen Bedürfnisbefriedigung. Pfui Teufel!
Was macht uns mehr Spaß? Wir beantworten diese Frage nicht, sondern merken nur an, dass wir abends gerne mal rausgehen, um die Häuser ziehen, ein Glas trinken, etwas tanzen. Und hier halten wir den dazu passenden Kugelschreiber in Händen: Wir nennen ihn „Puschel“-Kugelschreiber, weil er durch die Kunstfeldern oder -Flusen am oberen Ende so flauschig ist, und weil er dadurch etwas verrucht wirkt.
Er erinnert vielleicht an das schrille Kostüm einer Tänzerin, auch an Montmatre bei Nacht, an Moulin Rouge, an Frauenbeine, die beim Tanzen ungeahnte Höhen erreichen, an Gekicher, Gesang, Gelache, an ein paar Gläser zuviel. Mensch, jetzt ist uns ganz schwindlig, wir müssen uns setzen.
Dieser Trash-Kuli ist also ein Symbol für einfaches, billiges Vergnügen. Seine Schreibeigenschaften sind nicht der Rede wert, auch nicht das Material. Eigentlich müssten uns die Finger beim Schreiben damit augenblicklich abfallen.
Das einzige, das für ihn spricht, ist seine ausgeprägte Menschlichkeit: Anstatt im Falle einer depressiven Heimsuchung Hadolika einzuschmeißen, empfehlen wir, diesen Stift in die Hand zu nehmen und ein paar kleine, tanzende Männekes aufs Blatt zu kritzeln. Und dann gehen Sie mal zum Spiegel. Ihr eigenes Lächeln wird Sie verzaubern.
Der besprochene Kugelschreiber wurde mir von Kornelia Flieher zur Verfügung gestellt.
Alle Fotos und Bilder, die hier exklusiv veröffentlicht werden, können als Poster, auf T-Shirts, oder als Ausdrucke (auch in Großformaten) über uns bezogen werden. Wer Interesse hat, schreibt uns einen Kommentar, später veröffentlichen wir dazu eine E-Mail-Bestelladresse.
5 Responses to “Kuriose Schreibgeräte: Der Puschel-Kuli”
Ich bin entsetzt! So eine miserable Rezension über meinen Lieblingskuli!
im Übrigen sind die Federn echt und die Flitterfäden und den im material eingelassenen Flimmer hast Du gar nicht erwähnt! :-(
Schätze mal, dieser Stift hats nicht besser verdient. Auf dem Foto sieht man, dass da auch eine Königskrone istoben drauf. Ziemlich schlampig geschrieben. Trotz nachlassender Motivation wollen wir doch aber zukünftig nicht auf die Reihe verzichten, oder?
[…] kann so entspannend sein. Warum es mit diesem Kuli aber nicht optimal funktioniert, läßt sich hier […]
Ein Teil der Kommentare bezieht sich nur auf das Video und ist hier zu sehen:
http://www.endoplast.de/2009/08/28/das-puschel-schreibgerat/comment-page-1/#comment-336
[…] 3. Kuriose Schreibgeräte: Der Kugelschreiber mit Gefahrenpotenzial 4. Kuriose Schreibgeräte: Der Puschel-Kuli […]