Heute mußte ich lächelnd an eine Geschichte denken, die ich mal gehört habe:
Ein Verbrecher hatte ein prägendes Erlebnis und wollte deshalb zurück auf den Pfad der Tugend. Er änderte sich. Kurz vor dieser für sein ganzes Leben bedeutsamen Entscheidung trank er noch aus einer Flasche einen Schluck Mineralwasser, stellte sie achtlos in den Kühlschrank und verließ hastig die Wohnung, weil er einen Termin hatte. Normalerweise hätte er ein Glas benutzt.
Was er nicht ahnte, war, dass über den Speichel Bakterien in die Flasche gelangt waren und sich dort vermehrten. Er konnte nicht wissen, dass diese Bakterien weise waren, dass nicht Gott die Evolution vorangetrieben und damit den Menschen geschaffen hatte sondern Mikroorganismen, die in der Lage waren, die Bausteine der DNS und der RNS zu manipulieren und so die Entwicklung der Arten zu beschleunigen.
Nach ein paar Wochen, in denen er die Flasche nicht mehr angerührt hatte, war im eigentlichen Sinne gar kein Wasser mehr in der Flasche sondern eine komplette Bakterienkultur. Diese Lebensgemeinschaft war nichts Fremdes, nichts Bedrohliches, sie kam aus ihm, war ihm genetisch gleich. Diese Bakterien waren ein Teil von ihm, ja, sie waren regelrecht er.
Der Mann, der sich zwischenzeitlich zum Guten geändert, der beachtliche Fortschritte gemacht hatte, der Mann, der ob dieses Wandels andere Menschen hatte aufmerken lassen, ging nach Wochen wieder an seinen Kühlschrank, in dem sich nur die Mineralwasserflasche befand, und trank.
Er trank damit einen Teil von sich selbst, einen Teil seines alten Ichs, das den Wandel nicht nachvollzogen hatte. Nachdem er sich und seine Boshaftigkeit getrunken hatte, fiel er zurück in die alten Verhaltensweisen, schlimmer noch, er wurde abgrundtief bösartig.