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7. August: In stillem Gedenken an das Prinzip der Selbstversorgung

Und es war Sommer, fast das erste Mal im Leben. Weil: So schön prall waren die Tomaten selten.

Ein schlimmes Trauma, das der II. Weltkrieg vielen Völkern und den Kriegs- und der Nachkriegsgenerationen hinterlassen hat, ist das des Hungerns. So befindet sich ein ganzes Volk seitdem im Zustand permanenter Mast.

Konzerne, die – vor allem was Energie und Lebensmittel anbelangt – für unsere Versorgung da sind, haben uns vergessen lassen, dass eine dezentrale Versorgung für die Gesellschaft viel größere Vorteile hätte. Zum Beispiel im Energiebereich über Solarzellen oder Wärmepumpen sowie im Lebensmittelsektor über das Anpflanzen von Obst und Gemüse im eigenen Garten bzw. am eigenen Haus – oder sogar die Tierzucht. Wenn jeder für seine Versorgung direkt etwas tun müßte, hätte er ein anderes Verhältnis zur eigenen Ernährung.

An den wenigsten Häusern sieht man Obstbäume. Die klassische Streuobstwiese ist inzwischen in Ballungszentren eine Seltenheit geworden.

Viele Hausgemeinschaften, beispielsweise in Hochhäusern, könnten ihre Bioabfälle kompostieren und in einem Kreislauf den gewonnenen Kompost als Dünger für Nutzpflanzen und -Bäume einsetzen. Anstattdessen wird Blumenerde eingekauft und der Bioabfall einem institutionalisierten Großkreislauf zugeführt, der wieder die nächste Kostenspirale über Abfallgebühren bedingt.

Seit etwa einem Monat spriesst die Rauke auch Salatrauke oder Ruccola genannt. Sie ist völlig anspruchslos, wächst auch in Ritzen zwischen Bodenplatten und braucht wenig Wasser.

Dabei könnten Aktivitäten, wie sie die Schrebergärtner oder Hobbybauern auf ihren Nebenerwerbsgrundstücken betreiben, die üblichen Ernährungswege ergänzen. Ein kleiner Kompostierkreislauf ist für ein paar Kräuter oder eine Tomatenpflanze selbst auf dem Balkon möglich. Viel größeres Potenzial läge aber in Mietgemeinschaften, die die vorhandenen oft ungenutzten Flächen z.T. gemeinsam bewirtschaften könnten.

Die Familie der Minzen ist recht artenreich. Die Pflanzen vermehren sich ständig und können frisch oder einfach getrocknet zum eigenen Tee werden.

Solche Gedanken kommen mir, wenn ich in meinen Garten gehe. Von Mai bis in den späten Oktober kann ich mir da die unterschiedlichsten gesunden Lebensmittel pflücken oder abschneiden, die meinen Speiseplan ergänzen und bereichern. Nicht davon zu reden, was Gartenarbeit in einem Menschen bewirkt. Würde jeder Gartenarbeit machen, bräuchten wir keine Beruhigungsmittel mehr. Aber das ist ein anderes Thema.

Aus Holunderbeeren hat man früher gerne Schnaps gemacht. Heute kauft man Holundersaft auch im Reformhaus.

So, wie wir leben, machen wir uns abhängig von gigantischen Lebensmittelproduzenten wie Nestlé, weil wir Penner verlernt haben, uns selbst zu ernähren.

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