Moebius_artworkBild oben: Mœbius, Plasme Volant, aus: La Faune de Mars, 2007, Tusche auf Papier, digital bearbeitet und koloriert © 2019 Mœbius Production

Dem französischen Comic-Zeichner Jean Giraud, der unter dem Pseudonym „Moebius“ tätig war, widmet das Max Ernst Museum im nordrhein-westfälischen Brühl die bisher umfangreichste Ausstellung dieses Zeichners in Deutschland. Das Museum mit dem Schwerpunkt „Surrealismus“ zeigt damit das Werk jenes Zeichners, der neben Winsor McCay wie kaum ein anderer das Medium „Comic“ mit seinen surrealen Geschichten bereichert hat.

Dem Max Ernst Museum kommt damit der Verdienst zu, einen Comic-Künstler zu zeigen, der in Deutschland in den letzten Jahrzehnten unterrepräsentiert ist. Klassiker wie „Die Hermetische Garage“ oder „Arzach“ waren in Buchform lange vergriffen, die Neuauflage bei Crosscult zwischen 2008 und 2012 ist inzwischen wieder vergriffen. So füllt die Ausstellung eine wichtige Lücke für Interessierte an grafisch anspruchsvollen Comics wie auch am Surrealismus in der Populär-Kultur.

„Inside Moebius“ in Deutschland

Aber ein unterhaltendes Medium wie der Comic, jenseits der etablierten Kunstszene an der Grenze zwischen Kunst und Gebrauchsgrafik, stellt einen Ausstellungsmacher vor besondere Aufgaben. Moebius und Max Ernst unter einem Dach? Das fordert einmal mehr dazu heraus, den alten Kunstbegriff zu überdenken. Die Ausstellung der Arbeiten von Moebius greift aus dem umfangreichen Werk einige Perlen heraus, deren Gemeinsamkeit ihre surreale Motivik ist. Dabei sind dankenswerterweise auch Arbeiten zu sehen, die nach der Jahrtausendwende entstanden sind oder veröffentlicht wurden, die nie in Deutschland publiziert worden sind. Dazu gehören ausgestellte Seiten der „Inside-Moebius“-Alben-Reihe. Die Ausstellung ist noch bis zum 29.03.2020 im Max Ernst Kunstmuseum des „Landschaftsverband Rheinland“ (LVR) zu sehen.

Max Ernst und Moebius

Das Museum bei Köln beherbergt eine Dauerausstellung der Arbeiten eines des wichtigsten Surrealisten: Max Ernst (1891-1976). Als Bildender Künstler, der neben Gemälden unter anderem auch Grafiken und Collagen geschaffen hatte, ist Max Ernst auch für die Darstellung phantastischer Figuren und Sujets bekannt geworden, deren Anmutung Moebius inspiriert haben könnten. Mit Max Ernst hat Moebius jedenfalls seinen überbordenden Einfallsreichtum gemeinsam. Konkrete Hinweie auf einen Einfluss des Werkes von Max Ernst auf Moebius gibt es aber nicht.

Moebius und Jack Kirby

Jean Giraud alias Moebius hatte ab den 1970er-Jahren unter seinem Pseudonym erwachsenere Zeichen- und Erzählwelten erkundet. Er wollte weg vom klassischen Comicerzählen für Kinder und Jugendliche, an die sich seine kommerziell erfolgreiche Serie „Leutnant Blueberry“ wendete – vor allem wollte er beschränkungsfreier agieren. So hat er denn als „Moebius“ seine eigenständigen grafischen Geschichten oft ohne Skript von Panel zu Panel entwickelt und reiht sich damit allerdings ein in die Vorgehensweise produktionsorientierter amerikanischer Marvel-Comic-Zeichner wie Jack Kirby, die mit ihrer prekären „Work-for-hire“-Arbeit triviale Fließband-Comics schufen. Kirby dachte sich seine Geschichten während er zeichnete aus – aus Zeitmangel und nicht als künstlerische Arbeitsmethode wie bei Moebius.

Moebius_KunstBild oben: Mœbius, Inside Mœbius, 2007, Seite 82/83, Band 6, 2010, Tusche auf Papier, digital bearbeitet und koloriert © 2019 Mœbius Production

Unbewusstes Zeichnen: Das „Dessin automatique“

Mit Kirby hat Moebius zudem gemein, dass er ein Schnellzeichner war und ein visueller Improvisator. Moebius hat diese Art, die Geschichte aus dem Moment heraus zu entwickeln, „Dessin automatique“ genannt. Die Methode steht in der Tradition der Surrealisten, die den Inhalten des Unbewussten Geltung verschaffen wollten. Die Vorläufer des Autors Moebius in der Literatur-Szene sind zahlreich:

  • Autor James Joyce schrieb 1939 den experimentellen und höchst assoziativen Roman „Finnegans Weg“ aus Versatzstücken gleich mehrerer Sprachen,
  • William S. Burroughs, Autor der Beat-Generation, hatte in den 1950er- und 1960er-Jahren seine collageartige „Cut-Up“-Schreib-Technik auseinandergeschnittener und neu zusammengesetzter Texte für seine Romane verwendet und
  • Musiker David Bowie hat ihm das wiederum in den 1970er-Jahren auf seinen drei Alben „Low“, Heroes“ und „Lodger“ sowohl im Textprozess wie auch im musikalischen Prozess nachgemacht.

Allen gemein ist die Einbeziehung des Zufalls in die künstlerische Arbeit. Moebius war der Ansicht, das alle klassisch erzählten Geschichten bereits erzählt wurden. Nun war er in den 1970er-Jahren aufgebrochen, um visuelle Geschichten so neuartig zu erzählen, wie das niemand erwartet hätte.

Surreales Schreiben: Das „Écriture automatique“

Die eigentlichen Innovatoren vor den oben Genannten waren die Surrealisten. Das „Dessin automatique“ von Moebius bezieht sich auf das automatische Schreiben der Surrealisten der 1920er-Jahre, die es „Écriture automatique“ („automatisches Schreiben“) nannten und damit Denken und Bewusstsein ausschalten wollten, um dem Unterbewusstsein nahe zu kommen – was nicht nur im Schreiben sondern auch im Zeichnen erfolgte. Das Verfahren des „Écriture automatique“ war schon vor 1900 in der Psychotherapie eingesetzt worden. Als schriftstellerisches Mittel wurde es erstmals 1919 in dem Buch „Les Champs magnétiques“ („Die magnetischen Felder“) der Surrealisten André Breton und Philippe Soupault verwendet. Drei Jahre vorher, 1916, war der Dadaismus entstanden, der als Kunstströmung alles Geordnete und Vorhersehbare über den Haufen warf. Den Rahmen etwas weiter gesteckt könnte man einige grafische Arbeiten des kommerziellen Vielzeichners Jack Kirby zumindest dem Einflussbereich des Surrealismus zuordnen. Seine besondere visuelle Kreativität vor allem der 1960er-Jahre hat Bezugspunkte ebenfalls im Unbewussten. Anders ist die zeichnerische Phantastik der Kirby-Serie „Fantastic Four“/„Die fantastischen Vier“ nur schwer zu erklären – und das trotz der aus heutiger Sicht haarsträubenden Arbeitsbedingungen beim Trivialmedium „Superhelden-Comicheft“.

Moebius_WuesteBild oben: Mœbius, 40 jours dans le désert B, 1999, Seite 11, Tusche auf Papier, 16 x 23,5 cm © 2019 Mœbius Production

Psychedelische Kunst als transformierter Surrealismus

In den 1960er-Jahren bis hinein in die 1970er-Jahre entwickelte sich auch die Drogen-induzierte psychedelische Kunst der erweiterten Bewusstseinszustände, die nicht nur amerikanische Comic-Zeichner wie Jack Kirby, Neal Adams oder Steve Ditko beeinflussen sollte sondern ebenso Moebius, dessen Trip in die mexikanische Wüste in eine psychedelische Grenzerfahrung mündete, die ihn prägte. Ein veränderter Bewusstseinszustand als surreale Verdrehung der Welt war ein Ausgangspunkt für Moebius’ Zeichnungen. Alles lief auf Szenarien hinaus, die wie Träume wirkten, die mal ernsthaft, mal lustig daherkamen aber immer in surrealen Welten spielten.

Surreale Popkultur

Der Surrealismus war von nach der Jahrhundertwende 1900 nach und nach in die Pop-Kultur übergegangen, und Moebius wurde einer der wichtigsten und einflussreichsten Vertreter dieses Pop-Kultur-Surrealismus. Über die Comics hinaus prägte die einerseits fantastische andererseits aber schmutzig-realistische Atmosphäre seiner Geschichten auch zahlreiche Regisseure des Science-Fiction.

Moebius im Kinofilm

Bei manchen Filmen arbeitete Moebius als Designer für Innenausstattung oder Kleidung mit, weitreichender aber war sein darüber hinaus gehender Einfluss auf das Genre insgesamt. Zu den Regisseuren, die er mit seinen Comics sichtbar beeinflusste, gehören

  • George Lucas bei „Star Wars“,
  • Ridley Scott bei „Alien“ (für den er die Kostüme entwarf),
  • James Cameron bei „Abyss“ (für den er den Look der Außerirdischen kreierte) und „Terminator“ oder
  • Luc Besson bei „Das 5. Element“ (zusammen mit Jean-Claude Mézières verantwortete er das Design der Ausstattung) oder „Valerian“.
  • Wichtig war zudem der Film „Tron“ von Regisseur Steven Lisberger aus dem Jahr 1982, für den Moebius die Innenausstattung und Kostüme entwarf. „Tron“ war der erste Kinofilm, in dem viel beachtete Computeranimationen prägend für seine gesamte Ästhetik waren.

Moebius_abstractBild oben: Mœbius, Ayna, 1989, Seite 4, farbige Tusche, Gouache und Acryl auf Papier, 32,3 x 22,7 cm © 2019 Mœbius Production

Traum-Surrealismus

Die Ausstellung „Moebius“ hat sich zum Ziel gesetzt, die surreale Traumwelt dieses Zeichners auszuloten. Moebius hat viel Science-Fiction gezeichnet, viele surreal versponnene Geschichten, die aus erzählerischen Versatzstücken collagiert sind, einerseits klassisch erzählt, andererseits ohne klassischen Handlungsfaden. Eines seiner surrealen Hauptwerke, „Die Hermetische Garage“ fügt teils Szenarien zusammen, die wie die Aneinanderreihung von Traumsequenzen wirken. Zu großem zeichnerischen Können steigert Moebius sich, je freier er zeichnet und sich darauf einlässt, den roten Faden des klassischen Comic-Abenteuers vollständig zu kappen. Heraus kommt wie bei „La Faune de Mars“, eine Abfolge von Einzelzeichnungen oder szenischen Abläufen, die vom Betrachter gedanklich zu verbinden sind. Das ist schon in seinen Comics der 1970er-Jahre zu sehen. Hier ragen vor allem die textlosen Geschichten um „Arzach“ (französisch: „Arzak“) heraus, die eine Bildwelt vor Augen führen, die surrealer kaum sein könnte. Kongenial wurde dies übrigens 2002 mit der „Arzak-Rhapsody“-Zeichentrick-Kurzfilm-Serie fortgeführt, die man sich prominent in der Ausstellung gewünscht hätte.

Bildende Kunst und Comic-Kunst

Bildende Kunst konzentriert sich in Ausstellungen meist auf das Exponat, etwa auf Bilder, Objekte oder Rauminstallationen. Dabei geht es um großformatige Visualisierungen, mit denen man in weitläufigen hohen Räumen Schwerpunkte setzen kann. Im Falle der Moebius-Werke in Brühl ist das anders, da die Räumlichkeiten nur begrenzt Platz bieten. Die eigentlichen Exponate sind meist klein, manchmal überaus klein, sodass man sehr nahe herangehen muss – allerdings deshalb auch gar keine großen Betrachtungsabstände benötigt. Das ist auch bei traditionell-künstlerischer Druckgrafik mitunter der Fall. Dennoch ist die Ausstellung von Comics etwas anderes, weil ein Druckgrafik-Zyklus aus einer überschaubaren Anzahl an Einzelexponaten besteht, eine einzelne Comicgeschichte aber bereits aus Dutzenden oder gar hunderten Bildern. Im Rahmen einer Museumsausstellung wird deutlich, dass der in der Comicwelt hoch verehrte Künstler, der den anspruchsvolleren Erwachsenencomics in den 1970er- und 1980er-Jahren den Weg bereitet hatte, kein Künstler herkömmlicher Provenienz ist. Denn diesen Sprung vom Medium „Comic“, dem die Trivialität anhaftet, hin in die Kunstwelt ist trotz der neuen Offenheit in den Feuilletons kaum einem Comicschaffenden vergönnt gewesen. Moebius, Moebius-Schüler Enki Bilal oder Moebius-Weggefährte Philippe Druillet erzielen auf Auktionen hohe Preise – nach Maßgabe der Comicwelt. An die Preise der Werke aus der etablierten Galeriekunst reichen sie aber nur in Ausnahmefällen heran.

Kreativwunder „La Faune de Mars“

Für einen Ausstellungsmacher relevant ist, dass Moebius für einen Comiczeichner zum Teil ungewöhnliche Formate gewählt hat. Ein gutes Beispiel dafür ist das Büchlein „La Faune de Mars“, in dem Moebius höchst kreativ und zugleich augenzwinkernd die Formensprache imaginärer Marsbewohner grafisch durchdeklinierte. Das Büchlein ist DIN A6 groß publiziert worden, die dort enthaltenen Zeichnungen sind – die Seitenränder abgezogen – noch etwas kleiner abgedruckt. Wer in Kenntnis des Buches vermutet hat, die sehr filigran ausgeführten Zeichnungen seien größer angelegt und für das Buch verkleinert worden, wird in der Ausstellung erstaunt feststellen, dass das nicht der Fall ist: in Metallrahmen eingefasst, sind hier alle winzigen Original-Zeichnungen zu sehen. Moebius hat mit verschiedenen Zeichengeräten gearbeitet wie Pinsel, Feder oder Filzstift. Die Zeichnungen zu „La Faune de Mars“ sehen aus wie mit einem Rapidografen bzw. Isografen – einem technischen Zeichengerät ohne modulierte Strichführung – gezeichnet und zeigen einmal mehr die zeichnerische Meisterschaft des französischen Zeichners.

Zeichnerische Höhepunkte

Die Stunde des Surrealen nach der ersten Hoch-Phase der 1970er- und 1980er-Jahre schlug bei Moebius noch einmal in den 2000er-Jahren. Da ist zum einen mit „40 jours dans le desert B“ („40 Tage in der Wüste B“) aus dem Jahr 2000 sein vielleicht zeichnerischer Höhepunkt überhaupt zu nennen. Man kennt das Werk als querformatiges, schwarz-weiß gedrucktes Buch im DIN-A5-Format. Zu sehen und assoziativ verbunden sind dort in 40 Einzelzeichnungen höchst surreale Szenerien, deren Räumlichkeit und Dimensionalität beeindrucken. In der Ausstellung kann man ein paar der größeren Originalzeichnungen betrachten, die erst in dieser Originalgröße offenbaren, dass sie weniger perfekt gezeichnet sind, als in der Verkleinerung für das Buch zu sehen war. Erst hier erahnt man ihren Improvisationscharakter – und sowohl die Imaginationskraft als auch die technische Umsetzung dieser Zeichnungen beeindrucken.

Moebius nach der Jahrtausendwende

Moebius ist 2012 gestorben. Die Jahre davor waren gerade im Hinblick auf seine surreale Seite publizistisch mit die ergiebigsten. Zwischen 2005-2010 erschien das auch autobiografisch geprägte sechsteilige Albenwerk „Inside Moebius“, in dem er selbstreflektorisch arbeitete und unterschiedlichste Zeichenansätze und -Techniken vorführte. Andere wichtige Werke dieser Phase sind:

  • Das 2008 veröffentlichte „Chasseur déprime“ ist eine Fortführung der „Hermetischen Garage“ (Original: „Le garage hermétique“). Hier variierte Moebius ausführlich und exaltiert seine surreal-visuellen Welten.
  • 2011 erschien das bereits erwähnte „La faune de Mars“ (übersetzt etwa: „Die Fauna des Mars“ oder „Mars-Bewohner“) ein virtuos ausgeführtes Meisterwerk surreal-zeichnerischer Variationen.
  • 2011 erschien auch „Le major“/„Der Major“ eine weitere umfangreiche Fortführung der „Hermetischen Garage“ in Buchform. Das Buch wirkt skizzenhaft-improvisiert, wo die ursprüngliche „Hermetische Garage“ meist präzise gezeichnet war. Das liegt daran, dass die Geschichte, in der auch die Kinder von Jean Giraud mitgezeichnet sowie ein paar andere Comiczeichner einzelne Schnellzeichnungen beigesteuert haben, tatsächlich aus den Skizzenbüchern von Moebius stammt. Diese Comic-Geschichte ist also als eine Art grafisches Tagebuch eher skizziert als zu Ende ausgeführt. „Der Major“ ist bezüglich seiner zeichnerischen Ausdrucksstärke aber dennoch eindrucksvoll. Entstanden waren die Zeichnungen zwischen 1997 und 2009.

Original-Zeichnungen und Digitaldrucke

In der Ausstellung des Max Ernst Museums sind Originale aus dieser letzten eindrucksvollen Phase zu sehen, etwa Original-Schwarzweiß-Seiten aus „Chasseur déprime“ – ebenso Drucke aus „Inside Moebius“. Gerade die letzten zwei Bände von „Inside Moebius“ zeigen den Künstler auf der Höhe seines Schaffens. In der Ausstellung hätte man sich vor allem hier Originale oder größere Drucke gewünscht. Letztlich gibt zwei zeichnerische Ansätze:

  • Einmal Moebius, den exakten und ziselierten Zeichenkünstler der überaus akkuraten Schraffuren, und
  • dann wieder den lockereren Improvisator, der unterschiedlichste Strichtechniken durchdekliniert hat.

Das ging so weit, dass man sogar innerhalb einer Zeichnung plötzlich einen Stilwechsel in der Strichführung feststellen konnte. Auch das war Ausdruck einer zeichnerischen Befreiung, die die Grenzüberschreitung vom erlernten Realismus hin zum Surrealismus zum Prinzip erhob.

Der Werkausschnitt in der Ausstellung

Der gewaltige Output von Moebius, macht es nicht gerade leicht, sich einen Überblick über dessen Comic-Werk bzw. sein illustratives Werk zu verschaffen. Für den, der Moebius’ Arbeiten gut kennt, sind in der Brühler Ausstellung zu wenig seltene oder neue Werke zu sehen, zumal die vielen kleinen Bildschirme mit Comicseiten oder die Werke, die in gedruckter Form zu sehen waren, zu wenig Eindrückliches vermitteln. Dem in der Zeichenwelt von Moebius weniger Bewanderten offenbaren die 450 Exponate aber einen interessanten Überblick über das Werk eines der originellen der anspruchsvollen Zeichner, die die moderne Comickunst geprägt haben.

Jean_Giraud
Bild oben: Porträt Jean Giraud, 2012, Foto: Isabelle Giraud © 2019 Mœbius Production

Grenzen der „Moebius“-Ausstellung

Unter dem Blickwinkel der Kunst der Hochkultur auf das popkulturelle Werk von Moebius ist es schade, dass die nichtgegenständlichen organisch-abstrakten Bilder, die eine andere Schnittstelle zur Bildenden Kunst darstellen, eher als nebenaspekt zu sehen waren. Man vermisst auch

  • wegweisende Filmsujets wie etwa für das „5. Element“,
  • den Bewegtbild-Surrealismus von „Arzach Rhapsody“ und
  • die legendären Storyboard-Zeichnungen für den unrealisierten „Dune“-Film.

Auch der stilistische Zusammenhang zwischen den nicht-gegenständlichen Bildern und zu den Moebius-Entwürfen der Außerirdischen, die im James-Cameron-Film „Abyss“ zu sehen waren, blieb deshalb eher ein Nebenaspekt. Der wäre ausbaufähig gewesen, weil er formal einen neuen Horizont öffnet, der allerdings vom Surrealismus wegweist und deshalb als ausführlicherer Beitrag nicht in den Rahmen der Ausstellung gepasst hätte.

Max-Ernst-MuseumBeitrag 2 zur Ausstellung: Welche Seiten hat der Comic-Künstler Moebius? Ausstellung zur Comic-Zeichenkunst im Max Ernst Museum

Beitrag 3 zur Ausstellung: Der Symbol-Kosmos von Comiczeichner Moebius: Ausstellung zur Comic-Zeichenkunst im Max Ernst Museum