LuckyNumbers. Das sehr ausführliche Interview, das Mark Powell 2011 anlässlich des Erscheinens des Albums A Grounding in Numbers von Van der Graaf Generator mit Primus inter pares Peter Hammill geführt hat, dreht sich zur einen Hälfte um die vergangenen Zeiten der Band und auch darum, was aktuell in der Zusammenarbeit passiert war. Dabei gibt es zahlreiche interessante Informationen zur Bandgeschichte, vor allem auch zur Arbeitsweise. Der erstaunte Van-der-Graaf-Generator-Fan muss mit anhören, dass die komplexe Rockmusik in den 1970er-Jahren häppchenweise entstanden ist. Man hätte gedacht, dass die Band sich wochen- wenn nicht gar monatelang im Studio eingeschlossen und an den 10- oder 20-Minuten-Stücken gefeilt hätte. Das Gegenteil ist der Fall gewesen. Alle Stücke waren im Studio Momentgeburten, die nachts entstanden, weil da die Studiomiete am günstigsten war, und zwar meist in Drei-Stunden-Häppchen. In der nächsten Nacht ging es dann weiter. Vieles war innere Vorbereitung, das meiste aber Improvisation im Studio. Feilen konnte man nur beim Mixen. Es ist verblüffend und kündet einmal mehr von der musikalischen Potenz der Gruppe, dass sie ihre hoch komplexe Musik in diesem Rahmen realisieren konnte. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass jedes Album anders ausfiel als das vorherige. Augenblicksgeburten lassen das nicht anders zu. Hammill erzählt viel über das Mixen von Musik und die Bedingungen dafür. Ein Themenblock dreht sich um das Entstehen des damaligen Albums A Grounding in Numbers. Es war das erste Van-der-Graaf-Generator-Album mit kurzen Stücken. Sie waren innerhalb einer Woche eingespielt worden, aber Monate vorher hatten sich Organist Hugh Banton und Peter Hammill Musikschnipsel und musikalische Ideen hin und her geschickt und sind so zu songähnlichen Stücken gelangt, bevor sie ins Studio gingen. Generell ist Songmaterial bei Van der Graaf Generator eher als musikalischer Rahmen, gefüllt mit Ideen anzusehen, der über die Improvisation im Studio Gestalt annimmt. Die Art-Rock-Band vereinigt stilistisch Rockmusik, Jazz und Klassik bzw. sogar Kirchenmusik in ihren Stücken. Organist Hugh Banton kommt von der Kirchenmusik her und spielt außerhalb Van der Graaf Generators zum Beispiel gerne Bach. Der ehemalige Saxophonist David Jackson ist jazzbeeinflusst und die Gitarre Peter Hammills ist schwerer Rock, es sei denn, er spielt Piano oder akkustische Gitarre zu seinen Balladen. Die Widersprüche der homogenen Integration solch unterschiedlicher Einflüsse, die Unsicherheiten, der sich die Band immer wieder ausgesetzt hat, kommen im Interview direkt oder zwischen den Zeilen gut heraus. Während Prog-Rock-Gruppen wie Genesis oder Yes im Verlauf ihrer Bandgeschichte immer glatter und kommerzieller geworden sind, blieben Van der Graaf Generator nur ihrer Musik verpflichtet, nicht dem Kommerz. Kommentieren.