Es war dunkel, nur das kalte Licht von Scheinwerfern wurde von den helleren Stellen auf vereinzelten Personen reflektiert. Irgendwo auf dem Berg war ein Konzertraum, dort spielte eine Band ein Lied von dir und prompt kamst du mit S. und ein paar anderen den Berg hinauf. Du trugst eine Lederjacke und vielleicht ein Nietenarmband, aber das sah ich nicht. Du wolltest mich küssen, aber mein Mund war so trocken, entsetzlich trocken und meine Zunge wie ein Stück Holz und so lehnte ich ab. Dabei war es eine einmalige Gelegenheit. Ich habe dich noch nie geküsst, deshalb wachte ich ein bisschen auf. Ja, mein Mund war trocken, er hatte aufgestanden und vielleicht hatte ich geschnarcht aber Katze und Hunde rührten sich nicht. Nur die Katze schnurrte leise. Da versuchte ich ein wenig Spucke zu sammeln, damit ich dich küssen konnte. Ich dachte an ein Lied von dir und schlief wieder ein. Ich sah an deinem Gesicht entlang hoch und du sahst wunderschön aus. Vielleicht standst du höher am Berg oder die Perspektive war falsch. Wir gingen jedenfalls hinauf in Richtung der Musik und seltsame Leute mit Bierflaschen standen in den Kurven des Bergpfads. Aber die Gelegenheit hatte ich verpasst.
7 Responses to “Im Winter nicht das Halstuch vergessen”
Was ich an deiner Art zu schreiben mag, ist dass das unpretentiös daher kommt. Das wirkt natürlich und entspricht dem Leben.
Danke, du bist mein Lieblingsleser. Das wirkt wie aus dem Leben gegriffen, weil es aus dem Leben ,beziehungsweise Träumen, gegriffen ist. ;)
Man neigt beim literarischen Schreiben oft zum Ochsenfroschtum. Das Unverstellte liegt dann etwas fern. Danke für deine Lebensausschnitte.
Du meinst gestelzt schreiben? Ja, das sollte man sich abgewöhnen oder besser gar nicht erst angewöhnen. Dafür ist Wikipedia eine schöne Übung. Muss ich ihnen lassen.
Gestelzt oder auch einfach lebensfern. Damit will ich nicht sagen, dass es nicht auch eine Berechtigung für geschriebene Sprache in einer elaborierten Form gibt.
Nehmen wir Thomas Mann, dessen Schreib-Stil ich mag. Der Nachteil künstlerisch gedrechselter Sprache ist aber mitunter, dass die Sprache im Elfenbeinturm wohnt.
Ich will das nicht gegeneinander stellen, sondern wollte nur sagen, dass mir bei dir wohltuend auffällt, dass ich mir das Geschiebene gut vorstellen kann, weil es authentisch wirkt – und nicht konstruiert. Obwohl du ja auch anders schreiben kannst, was mir auch gefällt.
[…] Im Winter nicht das Halstuch vergessen […]
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