Lebensfroh

Ein kleiner Junge lief hinfort in einen großen dunklen Wald. Er kehrte nie wieder zurück, weil er dort Freundschaft mit der Dunkelheit schließen sollte, die ihm leid tat, weil sie so alleine war. Er beschloß bei ihr zu bleiben, so wurden die beiden Freunde fürs Leben.

Hin und wieder zündete er eine Kerze an, deren Licht die Dunkelheit verdrängte. In diesen kurzen Augenblicken ersetzte er seine ständige Blindheit durch Sehen. Doch er wurde unsicher, ob ihm das Licht nicht doch lieber wäre als die große Schwärze. Immer öfter zündete er eine Kerze an, bis die Dunkelheit eifersüchtig auf sein Licht wurde. Sie ersann einen Plan, der Abhilfe schaffen sollte: Als der Junge schlief, ersetzte sie die lichtspendenen Kerzendochte durch solche, die beim Anzünden nur Dunkelheit, allertiefste Dunkelheit, verbreiten würden. Und auch die Streichhölzer brannten ab da mit schwarzem Feuer.

Als der Junge beim nächsten mal in der Dunkelheit die Kerze anzünden wollte, brannte das Streichholz in einer tief schwarzen Flamme und sonderte eine undurchschaubare Schwärze ab, wie sie der Junge nie gesehen und auch niemals empfunden hatte. Der Junge wunderte sich aber wußte sich keinen anderen Rat, als das Hölzchen dennoch an den Docht der Kerze zu halten. Da brannte die Kerze in einem noch viel düsteren Schwarz, dass die den Jungen umgebende alte Dunkelheit ihm plötzlich wie Helligkeit vorkam. Der Junge wich vor der trügerischen Flamme in diese neue Helligkeit zurück.

Die Augen der Mutter schwammen in Tränen wie Mondfische, die an der Oberfläche eines rötlichen Meeres trieben. Der Vater strich mit der flachen Hand über die Augen des Jungen und schloss damit dessen Lider. „Er hat nicht gelitten“, sagte er zu seiner Frau. Ihre Hände fanden sich, ohne dass sie sich ansehen mussten.