Oft habe ich mich gefragt, wie man eigentlich mit seinen eigenen Abgründen am besten umgeht. Zum Beispiel mit den Aggressionen, mit all der Wut, die manchmal da ist. Geht man in einen Bruce-Willis-Film und läßt den für sich ackern? Kann man sich dabei abreagieren? Oder wird man versteckt nicht doch noch mehr agressiv dadurch? Was ist mit Ballerspielen?
Die Liste ließe sich beliebig fortführen: Eine Urschrei-Therapie oder Schreien im engsten Bekanntenkreis, künstlerische Aktivitäten, Sandsäcke, die herhalten müssen, Sport, um sich körperlich zu verausgaben oder Kampfsportarten, bei denen man sich nicht nur körperlich auswringt sondern auch richtig zulangen kann.
Helfen Actionhelden mir, mich zu beruhigen?
Die Frage bleibt, was einem hilft, die Wut loszuwerden oder ob die Aktivitäten die Wut noch anstacheln. Amokläufer bereiten sich ja mit Ballerspielen virtuell auf ihre realen Aktionen vor. Hat also nix geholfen, wenn es überhaupt helfen sollte. Und all die Actionhelden in Film, Fernsehen und auf DVD/BluRay? Ich identifiziere mich mit ihnen. Wenn sie zuschlagen, zucke ich unmerklich, vielleicht, weil ich mir vorstelle, das ich das gerade bin. Dabei geht es darum, sich in vorgestellter körperlicher Gewalt aufzulösen, zu jemandem zu werden, der handelt und sich dadurch abreagiert.
Hilft Kunst mir, wieder brav zu sein?
Und was bewirken künstlerische Ausdrucksformen? Wenn ich wütend bin und dann einen schreienden Mann zeichne, befreit mich das? Ja. Ich habe zumindest die Erfahrung gemacht, dass eine künstlerische Meditation, bei der man die Außenwelt nicht mehr intensiv wahrnimmt und sich nur auf das Blatt vor sich konzentriert, sehr viel zum Positiven bewirken kann. Genauso, wenn man gut mit jemandem reden kann oder etwas schriftstellerisch darstellt und dadurch verarbeitet. Der Nebeneffekt dieser Tätigkeiten ist ja immer, dass man sich mit sich selbst und seiner Wut auseinandersetzt.
Sind Agressionen am Ende noch gut?
Es geht geht darum, in sich selbst einzudringen, sich in sich zu versenken und dabei zu spüren, was an Agressionen in einem ist oder was an sinnlos Negativen bzw. an fatalistischer Weltsicht. Vielleicht kann aber auch eine kleine Webseite helfen, bei der man den Cursor bewegt und dann sehen kann, was passiert. Eine Art Vorläufer eines Action-Spiels. Ich frage mich gerade, ob es richtig ist, Aggressionen komplett zu verdammen. Im Beziehungsstreit spielen sie oft eine fatale Rolle, wenn man sich nicht mehr im Griff hat. Andererseits sollte man nicht immer lieb sein, Wut gehört zum Leben. Wut hat Kraft, kann aber auch exaltieren und andere in Mitleidenschaft ziehen. Wir leben in einer Gesellschaft der Weicheier, wo Wut im realen Leben kaum noch für jemanden auszuhalten ist. Ich meine Wut, die ohne körperliche Gewalt auskommt. Dazu gehören auch (Beziehungs-)Schmerz(en) und Konfrontationen mit Menschen, bei denen es verbal zur Sache geht. Wäre das anders, würde man sich im Alltag besser abreagieren können, ohne jemanden wirklich bzw. bleibend zu verletzen? So jedenfalls verlagert man seine Wut oft in Film und Fernsehen und führt dort Stellvertreter-Kriege, die nicht helfen. Fortsetzung folgt. Wahrscheinlich. Wenn ich nicht zu wütend bin.
One Response to “Die Anti-Aggressions-Webseite”
[…] Längst und in ihrer Konsequenz relativ unbemerkt ist der Mensch eine Synthese mit der Maschine eingegangen. Nutzenaspekte von Smartphone, Tablet und Web zuhause haben zur lebensübergreifenden smarten Erlebniswelt geführt, in der wir uns zum Beispiel mit elektronischem Adressbuch, Wegweiser und Notizzettel nichts mehr merken müssen. Ein Teil unseres Verstandes ist abgeschaltet, wir überlassen ihn längst der Künstlichen Intelligenz und unterfordern uns. Der Kern unseres sozialen Seins, die Kommunikation, ist bei Nutzern korrumpiert. Mit welchen Konsequenzen? […]