SlowBlue. Hier sieht Paul Buchanan, Komponist und Sänger der relativ unbekannten Band „The Blue Nile“, beim Singen seines Liedes „Buy A Motor Car“ sehr traurig aus. Jedesmal wenn ich ihn in einem Video habe singen sehen, hatte er meist die Augen geschlossen, so, als erlebte er das, was er gerade vortrug, sehr intensiv. Er scheint eine große nach innen gekehrte Leidenschaft zu besitzen. Etwas leicht Bitteres schien seine Lieder stets umweht zu haben. The Blue Nile waren stets die Lieblingsband von anderen Bands, zum Beispiel von Tears for Fears – aber kommerziell erfolgreich waren sie zum Glück nicht, wohl, weil sie nie hip waren. Die schottische Band kam bis in die Top 12 der englischen Charts, aber sie sind mit Plattenfirmen lieber vor Gericht gegangen, als sich von denen zwingen zu lassen, Musik zu veröffentlichen, hinter der sie nicht stehen konnten. Sie wollten wohl nicht Teil der unsäglichen Kommerzmaschinerie sein, so wie Talk Talk, die sich rechtzeitig abseilen konnten, oder Prince sowie George Michael, die lange prozessieren mussten. Also haben Blue Nile und Paul Buchanan solo innerhalb von 30 Jahren gerade mal 4 plus 1 CDs herausgebracht, alles Meisterwerke der Pop-Musik. Das waren „A Walk Across the Rooftops“ (1984), „Hats“ (1989), „Peace at Last“ (1996) und „High“ (2004). Das Solo-Album von Buchanan kam im Mai 2012 heraus und heißt „Mid Air“. Seine Lieder sind stets langsam, ganz ganz langsam, und sehr spärlich instrumentiert. Großartige Kompositionen, Wehmut, Melancholie, gar Depression? Dabei aber wunderschön anzuhören, die Intensität des Gegangs, das leise Heranschleichen des Songwritings… Kein Wunder, dass sie nicht weit nach oben in die Hitparaden kamen. Die Flucht des Publikums vor Tiefgang wäre nämlich aussichtslos gewesen. Jetzt ist Paul Buchanan 56 und blickt auf viel musikalische Wahrhaftigkeit zurück, aber nicht auf den kommerziellen Erfolg, der ihm zugestanden hätte als einem der größten Ästheten der Pop-Musik. Ist das ein persönlicher Untergang? Nicht ganz, es gibt doch ein anderes kommerzielles, kleines Happy End. Buchanan hat erfolgreich Lieder für andere komponiert, für Joe Cocker und Tom Jones, Isaac Hayes, Mel C und Julian Lennon. Kommentieren.
6 Responses to “Paul Buchanan’s Titanic”
[…] Nile“ (zu deutsch: „Der Blaue Nil“) war hier bereits zweimal die Rede. Einmal anlässlich der ersten Soloplatte von Frontmann Paul Buchanan und einmal im Rahmen der besten 80er-Jahre-CDs. Es gibt kaum eine […]
[…] Querelen und Prozesse, in denen der Band sogar mal untersagt wurde, Musik zu veröffentlichen. Paul Buchanan, der Kopf der Band, sagte später sinngemäß, dass man sich nicht ärgern soll, dass in den vielen […]
[…] „From A Late Night Train“, ein weiteres Lied live von Paul Buchanan gesungen, dem ehemaligen Frontmann seiner Band „The Blue Nile“. Er singt sehr bildhaft: „From […]
[…] „I believe in you…take it easy.“ Das Leben als Leichtsinn und Bürde gleichermaßen. Eine Bürde, die man auf die leichte Schulter nehmen sollte, damit es nicht so weh tut. […]
Den Text finde ihn wunderschön:
„Buy A Motor Car“
Buy a motor car
and drive
somewhere you believe
far away from me
I am not sure
if I am alive
If everything I see
live inside of me
I want to think
You’ve got it made
The birthday candles
The serenade
But all this time
You’re half afraid
Yeah I know
Buy a motor car
and drive
half way to the sea
Don’t know when I breath
No one’s listening You
No one really talks
the way You want
talked to
I love to think
You’ve got it made
The birthday girl
The big parade
But all this time
You were afraid
And I know
[…] Album „Public Face, Private Face“ herausgebracht. Auf zwei Stücken singt Blue-Nile-Frontmann Paul Buchanan mit: auf „Due North“ und „Things We Should Say“, das hier zu hören ist. […]